Die Freude des Himmels ist das Widerleuchten der Freude Gottes in denen, die Gott lieben; denn wer Gott liebt, der freut sich über das, was Gott wünscht und will. Diese Freude soll wie im Himmel so auf Erden sein.
Die Freude des Himmels ist das Widerleuchten der Freude Gottes in denen, die Gott lieben; denn wer Gott liebt, der freut sich über das, was Gott wünscht und will. Diese Freude soll wie im Himmel so auf Erden sein.
Dr. Marianne Schlosser schreibt zum Evangelium zum 24. Sonntag im Jahreskreis (11.9.2016)
Der Text dieses langen Evangeliums ist vertraut. Aber bei näherem Überdenken wird einem klar, wie wenig selbstverständlich das ist, was Jesus mit den drei Gleichnissen sagt:
Dass „im Himmel Freude herrscht über die Umkehr eines einzigen Sünders“. Dass für Gott ein Einzelner zählt, und dass Er den Verirrten, mehr noch: den freiwillig Abständigen nicht einfach seinem Schicksal überlässt – das lehren nicht alle Religionen.
Dabei ist Sünde, daran lässt das Evangelium keinen Zweifel, keine Kleinigkeit: „verirrt“, „verloren“, „tot“ – so heißt es vom jüngeren Sohn!
Sünde heißt: Die Beziehung zu Dem, dem man zu-gehört, ist zerrissen. Das ist eine Frage von Leben und Tod.
Die Situation, in der die Gleichnisse erzählt werden, zeigt, dass gerade Menschen, die wissen oder spüren, dass es mit ihnen nicht richtig steht, „herzukamen, um Jesus zu hören“ (LK 15,1).
Wer dagegen die eigene Erlösungsbedürftigkeit nicht kennt, wird nach einem Erlöser nicht Ausschau halten, wird die Freude nicht verstehen, ihn gefunden zu haben.
Umkehr aber ist nicht nur eine Tat des Menschen, sondern die Antwort auf ein „Ziehen“ Gottes, seine Initiative.
Auch der Vater im Gleichnis ist nicht untätig; er hat den Sohn nicht vergessen oder abgeschrieben – sonst wäre er ihm nicht „entgegengelaufen“, noch bevor dieser sein Bekenntnis vorbringen konnte.
Er hat auch den älteren nicht samt seinem Groll draußen stehen gelassen, sondern „ging zu ihm hinaus“ – was für eine Demut!
Für den Menschen heißt umkehren also auch: sich finden lassen wollen, wie wir im Psalm (119,176) beten: „Ich bin verirrt wie ein verlorenes Schaf – suche deinen Knecht!“
Sechsmal kommt in unserem Abschnitt das Wort „Freude“, „sich freuen“ vor. Das Frappierende daran hat ein Kirchenvater so ausgedrückt: „Der Hirt sagt nicht: Freut euch mit dem gefundenen Schaf, sondern: Freut euch mit Mir!“
Die Freude des Himmels ist das Widerleuchten der Freude Gottes in denen, die Gott lieben; denn wer Gott liebt, der freut sich über das, was Gott wünscht und will. Diese Freude soll wie im Himmel so auf Erden sein.
Universitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen.
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