Gott steht unbedingt zu jeder und jedem von uns – und das hängt nicht von uns ab. An der Entscheidung des einzelnen liegt es, auf dieses Angebot Gottes einzugehen oder es auszuschlagen.
Gott steht unbedingt zu jeder und jedem von uns – und das hängt nicht von uns ab. An der Entscheidung des einzelnen liegt es, auf dieses Angebot Gottes einzugehen oder es auszuschlagen.
Beate Mayrhofer-Schöpf schreibt zum Evangelium zum 28. Sonntag im Jahreskreis (9.10.2016)
Vor einigen Wochen haben wir in unserer Familie ein großes Fest gefeiert. Die Pfarrkirche war bis auf den letzten Platz besetzt.
„Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meinen Mann. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, acht und ehren, alle Tage meines Leben“,
das waren die Worte meiner Tochter an jenem Augusttag, an dem sie und ihr Verlobter sich einander versprochen haben.
Beide haben sich vorher überlegt, ob ihnen wohl vor Rührung die Stimme versagen würde.
Die klassischen Traufragen, die man nur mit einem einfachen ja beantwortet, wären zwar viel „tränensicherer“.
Aber sie haben sich doch für den längeren Vermählungsspruch entschieden. Sie fanden, dass sie dadurch viel tiefer ausdrücken können, was sie dem anderen versprechen möchten.
Für alle Anwesenden war es ein ganz dichter Moment mit hoher „Gänsehautqualität“.
In der zweiten Lesung geht es genau darum: um ein Versprechen.
Gott verspricht, uns treu zu sein.
Bei einer Hochzeit versprechen die Partner einander die Treue in diesem Leben „bis der Tod uns scheidet“ – ein Wunder und ein Geschenk, wenn es gelingt.
Gott verspricht sich uns über den Tod hinaus. „Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben“. Da kann einem schon die Gänsehaut über den Rücken laufen!
Und wie sieht es mit unserer Treue Gott gegenüber aus?
„Wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen“, verspricht die heutige Lesung.
Unsere Treue wird also belohnt. Das folgt der Logik von Leistung und Belohnung, wie wir sie sonst auch kennen. Aber danach folgt eine Zusage, die gar nicht mehr logisch und eigentlich unfassbar ist:
„Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“
Es gehört zum Wesen Christi, uns Menschen treu zu sein. Dafür hat er sich foltern und umbringen lassen.
Gott steht unbedingt zu jeder und jedem von uns – und das hängt nicht von uns ab.
An der Entscheidung des einzelnen liegt es, auf dieses Angebot Gottes einzugehen oder es auszuschlagen.
Die heutige Lesung ermutigt mich, diese Liebe und Treue Gottes hochzuhalten – gegen jede Angst, jeden Zweifel und jede Dunkelheit!
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpf
leitet im Pastoralamt der Erzdiözese Wien das „Referat für Spiritualität“.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien