Ideale, sagte ein Weiser, sind wie Sterne für Seeleute. Man erreicht sie nicht, aber um ans Ziel zu kommen, muss man sich an ihnen ausrichten.
Ideale, sagte ein Weiser, sind wie Sterne für Seeleute. Man erreicht sie nicht, aber um ans Ziel zu kommen, muss man sich an ihnen ausrichten.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt zum Evangelium zum 4. Sonntag im Jahreskeis (29.1.2017)
( zum Evangelium zum 4. Sonntag im Jahreskeis Mt 5, 1-12a)
Die Seligpreisungen sind der programmatische Text des Evangeliums. Jesus verkündigt sie von einem Berg, wie Mose die Zehn Gebote vom Berg Sinai („Bergpredigt“). Doch widerspricht das alles nicht jedem Hausverstand? Die Reichen, Starken und Mächtigen mit insgeheimem Neid glücklich zu preisen (die sind toll!) schiene jedenfalls näherliegend. Doch die Armen, Trauernden und Verfolgten? Vielleicht die Gewaltfreien, Gerechtigkeit Suchenden, Barmherzigen, Friedensstifter und jene, die ein reines Herz haben. Das ist ein hohes Ideal.
Aber – sind wie ehrlich? – spießt es sich nicht auch hier mit der Realität? Doch wie sollen wir Christen sein, wenn wir diesen Grundtext nicht wirklich ernst nehmen?
Die Seligpreisungen sehen die Welt vom Ende her. Sie zeigen uns das Ziel und erlauben dabei einen Blick in jenen „neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit herrscht“ (3 Petr 3,13).
Die Herrschaft Gottes lässt alles in neuem Licht erscheinen: Armut, Friedlosigkeit, Unrecht wird dann überwunden sein. Diese endzeitliche Verheißung gilt nach christlichem Glauben bereits für JETZT, da mit Jesus die Herrschaft Gottes schon begonnen hat.
Christen und Christinnen sind dazu berufen, an ihrem Kommen in dieser unserer Welt mitzuwirken, sie durch Güte, Barmherzigkeit, Friedensstiftung, Ertragen von Unrecht und Herzensreinheit sichtbar zu machen. Es braucht Kreativität und Gnade, um diese neue Welt durch unser Handeln mit zu schaffen. Das ist aber in einer Welt, in der Hass und Gewalt anwachsen, so nötig wie schon lange nicht.
Ideale, sagte ein Weiser, sind wie Sterne für Seeleute. Man erreicht sie nicht, aber um ans Ziel zu kommen, muss man sich an ihnen ausrichten.
In jener Zeit
als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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