Jesus schafft das Alte Testament, das Gesetz und die Propheten, keineswegs ab. Aber er relativiert, er rüttelt auf, er will Grenzen überschreiten und will aus der Erstarrung zum neuen Leben führen.
Jesus schafft das Alte Testament, das Gesetz und die Propheten, keineswegs ab. Aber er relativiert, er rüttelt auf, er will Grenzen überschreiten und will aus der Erstarrung zum neuen Leben führen.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt zum Evangelium zum 6. Sonntag im Jahreskreis (12.2.2017)
( zum Evangelium zum 6. Sonntag im Jahreskeis Mt 5,17-37)
Mein Onkel ist ein alter Missionar im fernen Indonesien, seit mehr als 50 Jahren. Als ich ihn dort einmal besucht habe, war gerade von einem seiner jungen Mitbrüder die Rede, der wenige Tage später zum Studium des Alten Testaments nach Rom aufbrechen sollte. „So etwas Unnötiges“, meinte mein Onkel. „Wer braucht denn so etwas? Wir haben ja eh das Neue Testament!“
Eine spannende Frage!
Brauchen wir das Alte Testament, oder hat es sich erübrigt, wenn es im heutigen Evangelium heißt: „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“? „Das Gesetz und die Propheten“ – das war die Bezeichnung für die bisherigen heiligen Schriften, für das so genannte Alte Testament. Jesus war im Gesetz und in den Propheten verwurzelt, er war davon geprägt und darin zuhause. Er hat sie geliebt.
Und doch.
Im heutigen Evangelium heißt es mehrfach: „Ihr habt gehört … ich aber sage euch.“ Es ist, als ob Jesus den bisherigen Glauben in Erinnerung rufen wollte. Diesen Glauben nimmt er ernst, davon geht er aus, und genau das will er aber weiter, größer sehen, denken, leben.
Jesus schafft das Alte Testament, das Gesetz und die Propheten, keineswegs ab. Aber er relativiert, er rüttelt auf, er will Grenzen überschreiten und will aus der Erstarrung zum neuen Leben führen.
Aufgerüttelt werden ist unangenehm, manchmal sogar schmerzlich. Aber ich bin dankbar, dass Gott es immer wieder neu mit mir versucht.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, so lange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungs-urkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Ihr habt gehört. dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at