Sicher stelle ich heute andere Fragen als in meiner Kindheit und Jugend. Und auf manche ganz persönliche Frage wird es keine Erklärung und keine andere Antwort geben als die Zusage Jesu: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Sicher stelle ich heute andere Fragen als in meiner Kindheit und Jugend. Und auf manche ganz persönliche Frage wird es keine Erklärung und keine andere Antwort geben als die Zusage Jesu: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Gregor Jansen schreibt zum Evangelium zum 5. Sonntag der Osterzeit (14.5.2017)
(zum Evangelium zum 5. Sonntag der Osterzeit - Joh 14, 1-12)
„Jesus ist die Antwort“ – „Schön. Aber was war noch mal die Frage?“ – an diesen ironischen Satz von TheologInnen fühle ich mich beim Evangelium von den fragenden Aposteln Thomas und Philippus erinnert.
Sie stellen Fragen, und die Antwort Jesu ist keine Ansammlung von Glaubenswahrheiten oder von dogmatischen Formeln, sondern die Antwort ist er selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ und „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ – diese beiden Jesusworte folgen seiner Aufforderung: „Glaubt an Gott und glaubt an mich.“
Beim Lesen und Hören des Evangeliums stehen die fragenden Apostel zunächst in keinem guten Licht da. Wer fragt, läuft Gefahr, als dumm dazustehen. Und tatsächlich wirkt Jesus bei der an Philippus gerichteten Antwort sogar leicht genervt und es klingt deutlich Ungeduld mit: „Schon so lange bin ich bei euch …“ – warum stellt ihr dann immer noch Fragen, die ihr doch längst selbst beantworten könntet?
Ich will dennoch eine Lanze für die Fragenden brechen. Thomas (der so oft den wenig schmeichelhaften Beinamen „der Ungläubige“ erhält) und Philippus stellen entscheidende Fragen. Und sie wagen als einzige der Apostel, diese Fragen zu artikulieren, die sich die anderen vielleicht insgeheim auch gestellt haben.
Fragen zu stellen ist für mich nämlich nicht Zeichen eines geringen Glaubens, sondern Zeichen für tiefer gehendes Interesse. „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ hieß es in meiner Jugend in der Titelmelodie einer Kindersendung – das gilt wohl auch im Glauben.
Manchmal denken Menschen, dass ein besonders starker Glaube fraglos sein, dass er felsenfest und unverändert bewahrt werden muss. Ich gebe zu, dass mir so eine Haltung Angst macht.
Denn ich bin überzeugt davon, dass der Glaube sich durch Nachfragen und immer neue Einsichten entwickelt, dass er mit mir wachsen und sich verändern muss, um erwachsen zu werden. Sicher stelle ich heute andere Fragen als in meiner Kindheit und Jugend. Und auf manche ganz persönliche Frage wird es keine Erklärung und keine andere Antwort geben als die Zusage Jesu: „Ich bin Weg, Wahrheit und Leben – für dich: Glaube an mich“.
Gut, dass der Apostel Thomas die Frage gestellt hat. Denn ohne ihn wäre es nie zu dieser Antwort gekommen.
nach Johannes 14, 1-12
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.
Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Dr. Gregor Jansen ist nach 10 Jahren bei der Jugendkirche Wien seit 2013 Moderator der Pfarre Breitenfeld.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at