Der Mensch ist nicht nur für sich selbst da, er soll die ganze Schöpfung, für die er/sie Verantwortung trägt, mit sich ziehen zu Gott hin.
Der Mensch ist nicht nur für sich selbst da, er soll die ganze Schöpfung, für die er/sie Verantwortung trägt, mit sich ziehen zu Gott hin.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt zum Evangelium zum 15. Sonntag im Jahreskreis (16.7.2017)
(zum Evangelium zum 15. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 13, 1-23)
Naturbeobachtungen stehen im Hintergrund vieler Gleichnisse Jesu. Das heutige vergleicht junge Christengemeinden, in ihrer Art das Wort Gottes aufzunehmen: Bei manchen verdirbt der Same, weil der Boden zu hart ist, bei manchen geht er zu schnell auf und die Begeisterung hält nicht an, manchmal jedoch bringt das Wort Gottes unglaublich viel Frucht.
Paulus deutet diese Verkündigung an einer der tiefsten Stellen des Römerbriefs als ein Geschehen, dessen Bedeutung weit über die Bekehrung Einzelner oder Gemeinden hinausgeht. Die Ausbreitung des Wortes Gottes ist für ihn ein kosmischer Vorgang, in dem es um die Zukunft der ganzen Schöpfung geht.
Diese Perspektive ist gerade heute wichtig.
Wer fragt sich angesichts der unermesslichen Größe des Kosmos und der langen Zeiträume der Evolution nicht, welche Rolle dem Menschen eigentlich noch zukommt. Auch angesichts der Umweltkrise, die wir durch den Klimawandel hautnah erfahren, stellt sich die Frage neu: Wer ist der Mensch eigentlich? Krone der Schöpfung? Ebenbild Gottes? Mit diesen Ehrentiteln wurde auch Schindluder getrieben. Haben wir noch das Recht, sie zu tragen, nachdem Menschen so viel von der Umwelt zerstört haben?
Doch ohne sie würde die Hoffnung schwinden, von der der Römerbrief spricht. Sie sind uns von Gott zugesprochen, freilich nicht als Privileg, sondern als Auftrag.
Der Mensch ist nicht nur für sich selbst da, er soll die ganze Schöpfung, für die er/sie Verantwortung trägt, mit sich ziehen zu Gott hin.
In diesen Sommertagen haben wir Zeit, in der Natur aufzuatmen und für ihre Schönheit dankbar zu sein. Wir sollten uns aber auch unsere Verantwortung für sie in Erinnerung rufen.
Die Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus beginnt mit dem Sonnengesang des Hl. Franz, der ihr auch den Namen gab. Ein guter Meditationstext und Urlaubs(re)lektüre, um in diese Sichtweise hineinzufinden.
nach Matthäus 13, 1-23
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen.
Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du ihnen in Gleichnissen?
Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.
Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen.
Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.
Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen.
Auf felsigen Boden ist der Samen gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall.
In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht.
Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.
D
Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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