Ich muss Geduld haben und das Urteil über Gut und Böse Gott überlassen. Ein Rat des hl. Paulus: „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!“
Ich muss Geduld haben und das Urteil über Gut und Böse Gott überlassen. Ein Rat des hl. Paulus: „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!“
P. Walter Ludwig OCist schreibt zum Evangelium zum 16. Sonntag im Jahreskreis (23.7.2017)
(zum Evangelium zum 16. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 13, 24-43 )
Ich hab ihn leider nicht, den berühmten „grünen Daumen“, mit dem manche Menschen scheinbar mühelos Balkon oder Garten in ein blühendes Paradies verwandeln. Wenn ich Blumen- oder Gemüsesamen anbaue, geht’s mir eher so, wie den Leuten im heutigen Evangelium: zwischen den erwünschten Pflanzen sprießt manches Unkraut hervor; bei manchem weiß ich nicht: Ist dieses Pflänzchen das, was ich mir erhoffe, oder ist es Unkraut?
Da kommt mir dann der Rat des Gutsherren im heutigen Evangelium sehr zurecht: Lasst das Unkraut wachsen. Erst, wenn die Pflanze groß ist, kann ich erkennen, ob sie dem entspricht, was auf dem Samensäckchen verheißen war. So lasse ich manches Unkraut wachsen, bis ich mir sicher bin, dass es nicht in mein Beet passt – dann wird es ausgerissen. Und bei manchen Pflanzen stelle ich fest: Obwohl ich sie nicht angepflanzt habe, gefallen sie mir gut und dürfen stehen bleiben.
Jetzt aber genug von meinen Gartenerlebnissen und direkt zur geistlichen Lehre, die ich daraus ziehe: Auch in meinem Leben sprießt so manches, mit dem ich nicht gerechnet habe.
In meinen Gedanken und Gebeten gibt es manche Blüte, die ich Gott verdanke, und manches Unbekannte, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es meinem Leben gut tut. Da ist es richtig, sich an den Rat des Gutsherrn zu halten: Lasst beides wachsen bis zur Ernte!
Es kommt der Zeitpunkt, wo ich mir sicher bin, dass ein Gedanke oder eine Idee dem Reich Gottes dient oder nicht. Dann aber muss ich handeln: eine Haltung, die mich vom Guten abhält – eine schlechte Gewohnheit – konsequent vermeiden, eine andere, die meiner Beziehung zu Gott gut tut – eine unerwartete Einsicht – treu durchhalten.
Paulus sagt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ In meinem Herzen wird es weiterhin Gutes und Böses geben, aber ich bin überzeugt, dass sich letztlich Gottes Reich durchsetzt. Diesen Optimismus des Glaubens an Gottes Liebe lerne ich vom heutigen Evangelium.
Schließlich will ich noch eines für meinen Umgang mit den Mitmenschen festhalten: Es gibt keine grundsätzlich bösen Menschen! In jedem wächst das Reich Gottes, aber auch Unkraut – wie bei mir selbst. Und ich habe kein Recht, andere Menschen aus der Gesellschaft oder aus der Kirche auszuschließen.
Ich muss Geduld haben und das Urteil über Gut und Böse Gott überlassen. Nochmals ein Rat des hl. Paulus: „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!“
nach Matthäus 13, 24-43
In jener Zeit erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.
Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hoch gewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreiche ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen. Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war.
Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel.
Wie nun das Unkraut aufgesammelt wird und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein:
Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.
Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!
P. Walter Ludwig OCist
ist Prior und Moderator der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at