Es bleibt hier wie dort die zentrale Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Es bleibt hier wie dort die zentrale Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt zum Evangelium zum 21. Sonntag im Jahreskreis (27.8.2017)
(zum Evangelium zum 21. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 16,13-20)
In der aufgeheizten politisch-religiösen Situation in Israel damals war es nicht ungefährlich, sich zu fragen, wer dieser Jesus wirklich ist. Das ist in vielen Gegenden der Welt auch heute noch so.
Und doch bleibt es hier wie dort die zentrale Frage: „Und ihr, wer meint ihr, dass ich bin?“
Diese Frage ist an alle gerichtet. Zugleich geht es um ein persönliches Bekenntnis jedes einzelnen. Petrus prescht wieder einmal vor und Jesus preist ihn selig, dass er mit innerer Gewissheit sagen kann: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Kein Christ/keine Christin kann sich darum herumdrücken.
Wer ist dieser Jesus von Nazareth von damals für mich? Kann ich ihn, wie immer tastend, als den Christus, den Messias der Welt und des Kosmos, aus innerer Überzeugung bekennen?
Der Text macht freilich auch klar, dass niemand aus sich selbst heraus diese Antwort geben kann. Vieles kann man durch einfaches Nachdenken und durch Erfahrung erkennen, doch nicht die Rolle Jesu. Wo immer das geschieht, ist Gott, der Vater, im Heiligen Geist am Werk. Das ist so heute wie vor 2000 Jahren.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Rabbiner, der sagte: Das Christentum ist eine mystische Religion. Das ist es, was damit gemeint ist. Mutet es daher nicht wie ein Wunder an, dass sich ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung heute zu diesem Christus bekennt?
Die ganz persönliche Berufung des Petrus setzt dieses Bekenntnis voraus. Erst dann wird von Jesus zum Leiter der ganzen Kirche bestellt, der – wieder ein Wunder in der Geschichte – Jesus Stabilität und Dauer angesichts des Bösen außerhalb und innerhalb der Kirche bis ans Ende der Zeit verheißt. Sie soll die Menschen zu Gott führen. Sie soll durch die Verkündigung seines Namens Tore öffnen.
Der Text wurde vielfach juristisch gedeutet und das nicht falsch. Zuerst und vor allem geht es jedoch um die Frage an jeden Christen/jede Christin: Eröffnet die Art meines Lebens als Christ/Christin Menschen den Weg zu ihrem eigenen Messiasbekenntnis oder verschließt sie ihn eher?
nach Matthäus 16, 13-20
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.
Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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