Wir stehen vor die Frage, wie wir dem Herrn des Weinbergs „süße Früchte“ bringen können: Paulus ermutigt im Philipperbrief, uns keine Sorgen zu machen, sondern – wo immer möglich – das Gute zu tun. Nirgends steht, dass das einfach ist.
Wir stehen vor die Frage, wie wir dem Herrn des Weinbergs „süße Früchte“ bringen können: Paulus ermutigt im Philipperbrief, uns keine Sorgen zu machen, sondern – wo immer möglich – das Gute zu tun. Nirgends steht, dass das einfach ist.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 27. Sonntag im Jahreskreis (8.10.2017)
(zum Evangelium zum 27. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 21,33-44)
Die heutigen Texte sind, so scheint es, voller Widersprüche. Passend für die Jahreszeit spricht der Prophet Jesaja im so genannten Weinberglied – der Weinberg ist Symbol für das Volk Gottes – von der Not, die Gott mit diesem seinem Volk hat. Trotz aller Mühe bringt es nur saure Trauben.
Das Evangelium spitzt weiter zu: Die Pächter des Weinbergs töten sogar seine Knechte, die Propheten, und den Sohn, den Erben. Dieser üblen Mörderbande, so der Text, wird Gott „ein böses Ende“ bereiten. Doch das folgende Wort vom Eckstein verweist, wie immer in der Schrift, auf den Tod Jesu, des Gewaltlosen.
Wie geht das alles zusammen?
Es gibt eine innere Spannung zwischen Gerechtigkeit und Liebe, die nicht einseitig auflösbar ist: „Gerechtigkeit ohne Liebe ist grausam, Liebe ohne Gerechtigkeit führt zur Auflösung“, schreibt der hl. Thomas von Aquin.
In der Welt, in der wir leben, sind wir – wie alle Generationen vor uns – immer auch mit dem Bösen konfrontiert. Es braucht daher christlich verantwortbare Strategien, um sich ihm entgegen zu stellen.
Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2017 „Gewaltfreiheit: Ein Politikstil für den Frieden“ dazu Leitlinien vorgestellt.
Inspiration kann jedoch auch von außen kommen. So hat mich letzte Woche die Nachricht von der türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan (nicht mit dem Präsidenten verwandt) berührt. Sie erhielt den Erich-Remarque Friedenspreis für ihren gewaltfreien Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit. Der brachte sie freilich auch ins Gefängnis.
Alle weltweit, die ihr Leben so wagen, stellen uns vor die Frage, wie wir dem Herrn des Weinbergs „süße Früchte“ bringen können: Paulus ermutigt im Philipperbrief, uns keine Sorgen zu machen, sondern – wo immer möglich – das Gute zu tun. Nirgends steht, dass das einfach ist.
nach Matthäus 21, 33-44
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis:
Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?
Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.
Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.
Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at