Das Wichtigste ist immer die Liebe, die sich nicht in Gottes- und Nächstenliebe aufspalten lässt, sondern sich gerade in beiden Aspekten konkretisieren muss.
Das Wichtigste ist immer die Liebe, die sich nicht in Gottes- und Nächstenliebe aufspalten lässt, sondern sich gerade in beiden Aspekten konkretisieren muss.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 30. Sonntag im Jahreskreis (29.10.2017)
(zum Evangelium zum 24. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 22,34-40)
Wie schon am vergangenen Sonntag beginnt auch das heutige Evangelium mit einer scheinbar harmlosen Frage.
Diesmal nicht nach der Rechtmäßigkeit des Steuerzahlens, sondern nach dem wichtigsten Gebot der Schrift.
Auf den ersten Blick eine unverfängliche Frage, die genauso ein aufmerksamer Jünger oder Anhänger Jesu stellen könnte. Aber auch hier weist der Evangelist schon ganz am Anfang darauf hin, dass die Fragenden Jesus „auf die Probe stellen“ wollen.
Es sind nämlich seine erbitterten Gegner, die nur darauf warten, dass er einen Fehler macht, den sie dann gegen ihn verwenden können. Und ein solcher Fehler wäre es in ihren Augen, einem einzigen der vielen Gebote den Vorrang des „wichtigsten“ zu geben.
Das kommt uns doch bekannt vor – nicht nur aus der Politik mit ihren Auseinandersetzungen: Mit einer harmlosen Frage den Gegner in die Enge treiben, um jede mögliche Antwort, die er geben könnte, gegen ihn zu verwenden. Ich habe den Eindruck, dass wir es uns in öffentlichen Debatten immer mehr angewöhnt haben, nicht ehrliche Fragen zu stellen, sondern den anderen rhetorisch aufs Glatteis zu führen und möglichst zu Fall zu bringen.
Nicht umsonst sprechen wir immer häufiger von „Konfrontation“ und „Duell“, wo es früher „Gespräch“ und „Diskussion“ hieß. Es geht nicht mehr um einen Diskurs, in dem man gemeinsam zu klareren Erkenntnissen gelangen will, sondern es geht darum, möglichst unbeschadet die eigene Position durchzusetzen.
Und wir wissen, was das Ziel eines Duells ist: Der Gegner soll beseitigt werden, und zwar mit allen Mitteln. Im hinter uns liegenden Wahlkampf wurde diese Haltung in hässlicher Weise deutlich. Aber auch in der Kirche kennen wir diese Vorgehensweise, wo mit scheinbar einfach zu beantwortenden Fragen die Rechtgläubigkeit des anderen in Zweifel gezogen wird. Selbst wenn er Papst ist.
Jesus ist sich der hinterhältigen Absicht derer, die ihn hier fragen, im Klaren. Und doch beantwortet er die Frage, ohne auf die offensichtliche Provokation einzugehen.
Und seine Antwort ist entwaffnend: Das Wichtigste ist immer die Liebe, die sich nicht in Gottes- und Nächstenliebe aufspalten lässt, sondern sich gerade in beiden Aspekten konkretisieren muss.
Auch, wenn seine Gegner es nicht annehmen konnten: Für alle Christen wurde diese Antwort Jesu zur zentralen Mitte des Evangeliums: Liebe Gott und den Nächsten. Das ist das wichtigste.
nach Matthäus 22, 34-40
In jener Zeit,
als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.
Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?
Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Dr. Gregor Jansen ist nach 10 Jahren bei der Jugendkirche Wien seit 2013 Moderator der Pfarre Breitenfeld.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at