Jesus fordert seine Jünger und das Volk auf, selber Teil der Botschaft zu sein. Keine Briefträger, keine Postboten, nicht einfach Überbringer einer Botschaft!
Jesus fordert seine Jünger und das Volk auf, selber Teil der Botschaft zu sein. Keine Briefträger, keine Postboten, nicht einfach Überbringer einer Botschaft!
Andrea Geiger schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 31. Sonntag im Jahreskreis (5.11.2017)
zum Evangelium zum 31. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 23, 1-12
Dieses Evangelium verlockt mich geradezu, über andere herzuziehen… über die Quasten und Spitzen, über Äußerlichkeiten und schlechtes Benehmen.
Es klingt ja beinahe wie eine Ermutigung, die Eitelkeiten der anderen aufzudecken. Ist das nicht voll cool?
Vorbei mit dem ganzen frommen Getue und Gerede, Jesus macht reinen Tisch – klärt auf, worum es geht. Dabei stellt er nicht die Botschaft in Frage, ganz im Gegenteil! Es scheint ihm um die Verpackung zu gehen. Sehr schräg. Hab ich nicht immer gelernt, dass der Inhalt das Wesentliche ist?
Wenn mir ein Postbote einen Brief oder ein Paket übergibt, dann frage ich ihn eigentlich nie, ob er sich mit dem Inhalt identifizieren kann. Es ist mir schlichtweg egal. Ja, es ist mir sogar lieber, wenn er gar nicht weiß, was da drinnen ist.
Jesus fordert seine Jünger und das Volk auf, selber Teil der Botschaft zu sein. Keine Briefträger, keine Postboten, nicht einfach Überbringer einer Botschaft!
Er meint dich und mich, wenn er von der Verpackung spricht. Sich selber hat er in dich und mich hineingelegt. Der Anspruch Jesu an die Verpackung ist, dass sie den Inhalt zum Ausdruck, zur Entfaltung bringt. – Eben nicht so gut verpackt, dass man auf keinen Fall drauf kommt, was drinnen sein könnte… Das, scheint mir, regt ihn sogar besonders auf!
Die Botschaft ist klar, kurz und einfach: „Liebe Gott, und deinen Nachbarn wie dich selbst!“
Paulus schreibt an die Galater (5,14): „Wenn ihr liebt, habt ihr das ganze Gesetz erfüllt.“ Dabei meint er definitiv nicht die Selbstverliebtheit. Tja, es scheint also doch nicht um die Eitelkeiten der anderen zu gehen. Sehr schade.
Jesus, ich beschäftige mich auch lieber mit Quasten und Nebensächlichkeiten, als mich selber zu erniedrigen, tatsächlich zu dienen. Ich habe Angst, zu kurz zu kommen, verwundbar zu sein, wenn ich andere erhöhe. Lehre mich dein Liebesbrief zu sein, die Menschen so zu sehen, wie du sie siehst.
Amen.
nach Matthäus 23, 1-12
In jener Zeit wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sprach: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt.
Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.
Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen.
Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich grüßen und von den Leuten Rabbi - Meister - nennen.
Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.
Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Andrea Geiger
leitet die Stabstelle APG der Erzdiözese Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at