Jesus sagt nicht: Seid leichtsinnig! Aber misstrauisch wollte er uns doch auch nicht. Seid wachsam!, sagt er.
Jesus sagt nicht: Seid leichtsinnig! Aber misstrauisch wollte er uns doch auch nicht. Seid wachsam!, sagt er.
Maga. Stefanie Jeller, MAS schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 1. Adventsonntag (3.12.2017)
(zum Evangelium zum 1. Adventsonntag, Markus 13, 24-37)
„Pass auf, Clara!“, schreie ich meinem dreijährigen Patenkind nach. Sie steuert mit dem Tretroller auf den Steilhang zu, der zur Donau hinunter führt. Abrupt hält sie an und lacht: „Nix passiert!“ Mein Gott, haben Kinder ein Urvertrauen!, denke ich.
Sorgt euch nicht, sagt Jesus, als er mit seinen Jüngern durch Galiläa streift. Eine meiner Lieblingsbibelstellen.
An diesem ersten Adventsonntag spricht Jesus andere Worte. Er spürt schon, dass man ihn in Jerusalem verurteilen will. „Seid wachsam!“, sagt er. Wenn ich das lese, frage ich mich: Wie meint er das? Wollte er die Sorglosigkeit einschränken?
Unser Spaziergang an der Donau geht zu Ende. Zuhause will die kleine Clara die Tür „selber zumachen“. Ich drehe den Schlüssel um, zweimal. Es wird bald dunkel draußen und immer wieder hört man von Einbrüchen in der Gegend.
Nein, Jesus sagt nicht: Seid leichtsinnig! Aber misstrauisch wollte er uns doch auch nicht. Seid wachsam!, sagt er.
Aus dem heutigen Evangelium höre ich eine Wachsamkeit der offenen Augen heraus. Die weiß, dass die dunkelgrauen Wolken den ersten Schnee ankündigen. So wie der Mensch der Mittelmeer-Gegend wusste, dass der sprießende Feigenbaum den Sommer verheißt.
Es ist eine reife Wachsamkeit. Die weiß, dass nichts auf Erden ewig ist. Kein Sommer, kein Winter. Wir nicht. Auch das Menschengeschlecht nicht.
Es ist aber eine Wachsamkeit voll Vertrauen. Wir werden die rettende Hand sehen, den Funken in der Dunkelheit, Christus auf den Wolken. Und schon jetzt Gottes Spuren in unserer Welt.
Bevor Clara schlafen geht, zünden wir am Adventkranz die erste Kerze an. „Eins zwei drei vier, dann kommt das Christkind“, weiß Clara. Sie hat ein waches Vertrauen.
Wir werden weiterhin die Haustür zweimal zusperren, und versuchen, unsere Kinder vor Gefahren zu bewahren. Voll Vertrauen darauf, dass Gott es ist, der für uns Sorge trägt. Er schenke uns ein waches Herz, dies zu erkennen.
nach Markus 13, 24-37
Jesus sprach zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.
Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht.
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!
Maga. Stefanie Jeller, MAS
hat in Wien, Jerusalem und Salzburg Theologie und Spiritualität studiert und ist Redakteurin im Medienhaus.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at