Johannes der Täufer ist ein großes Vorbild darin, seinen Jüngern den Weg zu weisen, ohne ihnen im Weg zu stehen.
Johannes der Täufer ist ein großes Vorbild darin, seinen Jüngern den Weg zu weisen, ohne ihnen im Weg zu stehen.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 2. Sonntag im Jahreskreis (14.1.2018)
(zum Evangelium zum 2. Sonntag im Jahreskreis, Johannnes 1, 35-42)
Der Täufer muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Immerhin strömen die Menschen in Scharen in die Wüste, um ihn zu sehen, zu hören und sich taufen zu lassen.
Dabei war er alles andere als ein sanfter Schmeichler, der den Menschen nach dem Mund geredet hätte – eher im Gegenteil. Und er hat im Lauf der Zeit einen Kreis von Anhängern, Schülern und Jüngern um sich geschart.
Jetzt ist der Punkt gekommen, wo er sie auf Jesus hinweist und sie gehen lässt: „Seht, das Lamm Gottes.“ Dass er diese Größe hat, ist für mich der beeindruckendste Aspekt seiner Persönlichkeit.
So handelt ein guter Lehrer, so handeln wirkliche SeelsorgerInnen und geistliche BegleiterInnen, so handeln verantwortungsvolle Eltern.
Es gibt einen Punkt, an dem ich Menschen, die ich begleiten durfte und die ich liebgewonnen habe, gehen lassen muss, damit sie sich weiter entwickeln können. Weil ich erkenne, dass sie woanders und bei jemand anderem mehr von dem finden können, das sie im Leben weiter bringt, das sie zu ihrem weiteren Wachstum brauchen. Ohne Eifersucht oder dem Wunsch, sie festzuhalten.
Charismatische Persönlichkeiten ziehen Menschen an. Und wir brauchen solche charismatischen Glaubenszeugen, die begeistern und motivieren. Manchmal kommt es aber dazu, dass die Anhänger sich in einer Weise an sie binden, die für beide Seiten problematisch wird.
Es gehört zu den großen Versuchungen im Leben eines Priesters, sich auf diese Weise Bestätigung und Zufriedenheit zu holen. Zu glauben, dass die Menschen in der Pfarre oder der Gemeinschaft „wegen mir“ da seien. Und sie bewusst oder unbewusst an meine Person zu binden.
In der Zeit als Jugendseelsorger habe ich häufiger erlebt, dass Pfarrer regelrecht eifersüchtig wurden, wenn Jugendliche in den Angeboten der Katholischen Jugend, von geistlichen Gemeinschaften oder Bewegungen etwas gefunden haben, was sie in ihrer Pfarre vergeblich suchten.
Andere habe ich erlebt, die erkannt haben, dass es wichtig für die jungen Menschen war, neue Erfahrungen zu machen, und die sie darin unterstützt haben.
Es gehört zu den beglückendsten Erfahrungen, Menschen auf dem Weg ihrer geistlichen Entwicklung zu begleiten. Wie schön ist es, wenn sie ihre persönliche Art der Gottes- und Christusbeziehung entdecken. Aber es ist ihre Christusbeziehung, nicht meine.
Als Eltern, Lehrer, Seelsorger sind wir Weg-Weiser. Wir zeigen auf den Weg, der Christus ist. Und dann freuen wir uns, wenn junge Menschen ihren eigenen Zugang, ihren Weg mit Christus finden. „Kommt und seht“ – „Wir haben den Messias gefunden“.
Johannes der Täufer ist ein großes Vorbild darin, seinen Jüngern den Weg zu weisen, ohne ihnen im Weg zu stehen. Und sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen, der nicht (mehr) der seine ist. In demütiger Großmut.
nach Johannnes 1, 35-42
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm.
Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes!
Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.
Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst du?
Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren.
Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus.
Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels – Petrus.
Dr. Gregor Jansen ist nach 10 Jahren bei der Jugendkirche Wien seit 2013 Moderator der Pfarre Breitenfeld.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at