Der Glaube lädt mich ein, mit Nicht-Eindeutigkeiten zu leben – und mich in Gottes Namen in diese Welt senden zu lassen.
Der Glaube lädt mich ein, mit Nicht-Eindeutigkeiten zu leben – und mich in Gottes Namen in diese Welt senden zu lassen.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 7. Sonntag der Osterzeit (13.5.2018)

(zum Evangelium zum 7. Sonntag der Osterzeit, Johannes 17, 6a.11b-19)
Glauben ist eine „spannende“ Angelegenheit. Glaube spannt aus zwischen Distanz und Nähe zur Welt, zwischen Ablehnung und Hineingehen, zwischen Weltfeindlichkeit (bis zur Weltfremdheit) und Bewohnen und Gestalten dieser Welt.
Manchmal sind wir Christen zu weit von der Welt entfernt. Im Denken und Fühlen zumindest: „Heute ist alles schlecht. Die Menschen haben keinen Glauben mehr, die Jungen schon gar nicht. Und Werte haben sie auch keine mehr.“ Usw. usf.
Ja, wenn das so ist, dann muss man sich schützen und auf Distanz gehen. Allerdings: Davon steht nichts im heutigen Evangelium, und es geht in keiner Weise um Weltfeindlichkeit.
Manchmal sind wir Christen zu nah an der Welt, zu sehr mittendrin. Oft lasse auch ich mich gleichsam auffressen vom Hier und Jetzt, hetze dem, was ich für Glück halte, unersättlich hinterher, weil ich es doch mit einer Anstrengung schaffen, „hinkriegen“ müsste.
Oder wir instrumentalisieren Glaube und Kirche für unsere eigenen handfesten Interessen, wie jüngst ein bayerischer Ministerpräsident mit seinen für alle öffentlichen Räume verordneten Kreuzen.
Wir und die Welt. Im Johannesevangelium, besonders in den so genannten Abschiedsreden, geht es manchmal „wild“ hin und her zwischen „in der Welt“, „von der Welt“, „doch nicht von der Welt, aber vor dem Bösen bewahrt“. Ich finde das sehr tröstlich!
Schon der Evangelist Johannes hat sich mit dem Thema herumgeschlagen: Was ist unser Platz als glaubende Menschen in dieser Welt, was ist unser Verhältnis zu ihr? Es ist nicht eindeutig, und weil es eben nicht eindeutig ist, lässt Johannes Jesus so ausführlich daran herumkauen.
Der Glaube lädt mich ein, mit Nicht-Eindeutigkeiten zu leben – und mich in Gottes Namen in diese Welt senden zu lassen.
nach Johannes 17, 6a.11b-19
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.
Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt.
Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.
Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.

Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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