So zu leben, dass andere beginnen, mich nach meinem Glauben zu fragen, erscheint mir als der sinnvolle Weg der Verkündigung.
So zu leben, dass andere beginnen, mich nach meinem Glauben zu fragen, erscheint mir als der sinnvolle Weg der Verkündigung.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum Pfingstsonntag (20.Mai 2018)
zum Evangelium zum Pfingstsonntag (Johannes 15,26-27; 16,12-15)
Meine Mutter, die vor wenigen Tagen ihren 80. Geburtstag feiern konnte, hat mir als Kind und Jugendlicher die Maxime mitgegeben: „Alles, was du sagst, soll wahr sein.
Aber du musst nicht immer (und jedem) alles sagen, was wahr ist“. Denn nicht immer ist mein Gegenüber bereit, alles was ich ihm mitteilen könnte, auch zu (er)tragen. Und mir geht es umgekehrt oft ebenso.
An diesen Grundsatz hält sich auch Jesus im Evangelium, das am Pfingsttag gelesen wird: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“ (Joh 16,12).
Es braucht die richtige Gelegenheit, die passende Situation, um Wahres mitzuteilen. Und den Mut, dazu zu stehen. Das ist die Erfahrung der Apostel am Pfingsttag, die erst ihre Angst überwinden mussten, bevor sie öffentlich auftreten konnten.
Insbesondere dann, wenn es um das Sprechen über religiöse Überzeugungen geht, braucht es den richtigen Rahmen, wenn wir auch verstanden werden wollen. Ich selbst bin immer wieder unangenehm berührt, wenn mir Menschen in unpassender Weise ihre Glaubensüberzeugungen ungefragt geradezu aufdrängen wollen.
Mir selbst hilft da ein Wort aus dem ersten Petrusbrief: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15) – das heißt für mich: Ungefragt anderen meinen Glauben aufdrängen ist genauso kontraproduktiv und sinnlos wie das Verfallen in religiöse Sprachlosigkeit.
So zu leben, dass andere beginnen, mich nach meinem Glauben zu fragen, erscheint mir als der sinnvollere Weg der Verkündigung.
In vielen Begegnungen als Jugendseelsorger habe ich etwa erfahren, dass junge Menschen offen sind für sehr tiefgehende religiöse Gespräche, wenn sie nicht das Gefühl haben, dass ich ihnen meine Überzeugungen aufdrängen will. Und das geschieht dann oft an ganz ungewöhnlichen Orten zu überraschender Zeit.
So verstehe ich den Auftrag Jesu, dass wir „Zeugnis geben sollen“.
nach Johannnes 15,26-27 und 16,12-15
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.
Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Dr. Gregor Jansen ist nach 10 Jahren bei der Jugendkirche Wien seit 2013 Moderator der Pfarre Breitenfeld.
Wir bieten hier den Pfarren die Seiten des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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