Wer ein Kind verletzt, ihm Gewalt antut und damit ein Leben zerstört, der verletzt, missbraucht und tötet Jesus selbst.
Wer ein Kind verletzt, ihm Gewalt antut und damit ein Leben zerstört, der verletzt, missbraucht und tötet Jesus selbst.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum 25. Sonntag im Jahreskreis (23.9.2018
vom 25. Sonntag im Jahreskreis; Markus 9,30-37
Ich schäme mich. In diesen Wochen häufen sich Berichte über Untersuchungen von sexueller Gewalt und massivem geistlichen Missbrauch durch katholische Priester in vielen Ländern. Über Jahrzehnte hinweg wurden Tausende zu Opfern. Entsetzen und Betroffenheit lösen die Zahlen und die Berichte der Betroffenen aus.
Mitten in unser Entsetzen hinein hören wir im Evangelium, dass Jesus ein Kind in die Mitte der Jünger stellt, die darüber streiten, wer von ihnen der „Größte“ sei.
Heute stellt Jesus all die Kinder und Jugendlichen in die Mitte der Kirche, die Betroffene sexueller Gewalt durch Kleriker wurden (und werden). „Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt mich auf“ – wir müssen auch umgekehrt lesen:
Wer ein Kind verletzt, ihm Gewalt antut und damit ein Leben zerstört, der verletzt, missbraucht und tötet Jesus selbst.
Ich habe in meiner Pfarre mit vielen Kindern und Jugendlichen Kontakt, feiere mit ihnen Feste, begleite sie gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen auf die Sakramente vor und besuche sie jeden Sommer am Jungscharlager.
Die Vorstellung, dass einem dieser Kinder und Jugendlichen in der Kirche Leid zugefügt würde, ist für mich monströs, die Tatsache, dass Priester zu Tätern wurden, ist unaussprechlich abstoßend. Ich schäme mich dafür, dass Priester dies getan haben.
Es darf aber nicht beim Entsetzen bleiben: Papst Franziskus hat völlig zu Recht das Übel des Klerikalismus als Mitursache benannt, dass solche Verbrechen möglich wurden – und dass diese von den Verantwortlichen gedeckt wurden.
Der Schein einer makellosen Kirche war vielen wichtiger als die Hilfe für die Betroffenen und die Bestrafung der Täter. Diese wurden der staatlichen Strafverfolgung aktiv entzogen, indem keine Anzeigen erstattet und die Familien der Betroffenen zum Schweigen veranlasst wurden.
„Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es böse Taten jeder Art“ hören wir im Jakobusbrief. Karrierestreben, klerikaler Hochmut, Allmachtsfantasien und die Fiktion der eigenen Unantastbarkeit (also die Haltung, „der Größte“ zu sein) tragen dazu bei, dass zynische Täter ihre Verbrechen begehen konnten und selbst nach Bekanntwerden weiter begangen haben.
Und noch immer sorgen sich manche Kommentatoren und Kirchenverantwortliche zuerst um den Ruf der Kirche und nicht darum, endlich den Opfern Raum, Stimme und Würde zu geben, die ihnen von Kirchenvertretern brutal genommen wurde.
Jesus stellt heute Kinder und Jugendliche in die Mitte, die in der Kirche und durch sie zu Opfern wurden. Hören wir ihnen zu, nehmen wir ihren Schmerz wahr und tun wir alles dazu, dass es wirklich null Toleranz für Missbrauchstäter gibt.
nach Markus 9, 30-37
In jener Zeit
zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren.
Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.
Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei.
Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Dr. Gregor Jansen ist nach 10 Jahren bei der Jugendkirche Wien seit 2013 Moderator der Pfarre Breitenfeld.
Wir bieten hier den Pfarren die Seiten des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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