Behandle alle Menschen so, wie du möchtest, dass auch sie dich behandeln.
Behandle alle Menschen so, wie du möchtest, dass auch sie dich behandeln.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum 3. Advent (16.12.2018)
vom 3. Adventsonntag; Lukas 3, 10-18
„Bereitet den Weg des Herrn!“ – Dieses Wort des Täufers Johannes, das wir am zweiten Advent im Evangelium gehört haben, klingt noch nach.
Aber was heißt es konkret, die „Schluchten aufzufüllen und die Berge und Hügel abzutragen“?
Johannes gibt darauf ganz konkrete Antworten: Tu in deinem Umfeld das, was dir möglich ist.
Die eigene Position nicht zu seinem Vorteil ausnützen, die mir übertragene Macht nicht missbrauchen. Und da, wo Not ist, helfen. Hier wird die zunächst so abstrakte Forderung, den Weg des Herrn zu bereiten, ganz konkret in die Lebenssituation der Hörenden übertragen.
Die Theorie wird zur Praxis – und damit wird es unbequem. Dabei sind die Forderungen des Täufers gar nicht überschießend in ihrem ethischen Anspruch. „Lebt anständig und nicht auf Kosten anderer“, könnte man sie umschreiben.
Aber gerade diese in ihrer Alltäglichkeit fast schon banalen Ansprüche haben es in sich, denn sie setzen einen Wechsel der Perspektive voraus: Versetze dich in denjenigen, der die Auswirkungen deines Handelns zu spüren bekommt.
Als Vorgesetzte: Verlangt nicht mehr von den Mitarbeitern, als vereinbart wurde. Als Kunden (vielleicht gerade im Weihnachtsgeschäft): Behandelt die Verkäufer nicht so, als ob sie eure Sklaven wären. Als LehrerIn: Fordere die Schüler, aber überfordere sie nicht. Als höhergestellte Person: Stelle dich nicht zum Nachteil anderer besser da, als du bist.
Und noch einmal konkreter: Da, wo jemand friert, gib ihm Kleidung. Wo jemand hungert, gib ihm zu essen. Es geht um konkret gelebte Gerechtigkeit.
Vor 70 Jahren, am 10. Dezember 1948, wurde die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen formuliert. Sie lässt sich auf die im Evangelium sowie in vielen Weltreligionen bekannte „Goldene Regel“ herunterbrechen: Behandle alle Menschen so, wie du möchtest, dass auch sie dich behandeln.
Anlässlich des Tages der Menschenrechte beklagt Papst Franziskus: „Heute gibt es in der Welt viele Formen der Ungerechtigkeit, die von einseitigen anthropologischen Visionen und einem auf Profit basierenden Wirtschaftsmodell genährt werden. Das führt dazu, dass nicht gezögert wird, den Menschen auszunutzen, zu verwerfen und gar zu töten.
Während ein Teil der Menschheit in Saus und Braus lebt, sieht ein anderer Teil seine eigene Würde verachtet, mit Füßen getreten und seine Grundrechte ignoriert oder verletzt.“
Daher sei jeder Mensch aufgerufen, „mutig und entschlossen“ in der jeweiligen Rolle, die man im Leben innehabe, zur Achtung der Grundrechte jedes Einzelnen beizutragen, insbesondere gegenüber den „unsichtbaren“ Mitmenschen, die mitten unter uns lebten, die sich aber außer unseres Blickfeldes befänden. Das ist nicht nur im Advent ein guter Vorsatz.
nach Lukas 3, 10-18
Da fragten ihn die Scharen: Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!
Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun?
Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist!
Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun?
Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.
Dr. Gregor Jansen
ist Dechant der Josefstadt und Moderator der Pfarre Breitenfeld
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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