Jesus nimmt uns in die Verantwortung, Werkzeug der Versöhnung zu sein.
Jesus nimmt uns in die Verantwortung, Werkzeug der Versöhnung zu sein.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum Sonntag der Barmherzigkeit (28.4. 2019
Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum Sonntag der Barmherzigkeit, Johannes 20, 19-31
Der Ostersonntag 2019 wird als ein trauriger Tag in die Geschichte eingehen: Bei den Terroranschlägen in Sri Lanka sind gezielt Kirchen während der Ostergottesdienste angegriffen worden,
Hunderte Menschen wurden ermordet. Menschen, die zur Feier der Auferstehung gekommen sind, wurden brutal aus dem Leben gerissen. Der Osterjubel mündete in Weinen und Trauer.
Hass und der Wille, Leid zu erzeugen, richtet sich immer wieder auf Stätten des Gebets. Vor wenigen Wochen war es das Massaker in den Moscheen von Christchurch, vergangenen Oktober der Anschlag auf die Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh.
Jedes Mal während der Gottesdienste, um möglichst viele Menschen zu töten. Wenn Paulus schreibt, dass der ganze Leib leidet, wenn eines seiner Glieder leidet, dann wurde die ganze Gemeinschaft der Glaubenden verwundet.
Angesichts solcher Taten fällt es schwer, das Evangelium von der Auferstehung zu verkünden. Dabei fällt auf, dass die Begegnungen mit dem Auferstandenen das Leid nicht ausblenden: Jesus zeigt den Jüngern die Wunden seiner Hände und seiner Seite.
Die Auferstehung löscht das Leid nicht aus, sie ist kein „Happy End“ wie im Film. Die Erfahrung des Karfreitags wird durch den Ostertag nicht weggewischt wie ein unvorhergesehener Betriebsunfall. Die Wunden bleiben.
Im Auftrag Jesu an seine Jünger hören wir: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten“.
Es ist die erste Aufgabe der Kirche, Sünden zu vergeben. Jesus nimmt uns in die Verantwortung, Werkzeug der Versöhnung zu sein. Es ist ein Drama, wenn wir im Zusammenhang mit dem Bußsakrament mehr als strafende Institution wahrgenommen wurden und nicht als Ort der Heilung.
Umso mehr ist es jedes Jahr beeindruckend, wie besonders in der Karwoche die Gelegenheit zur Beichte genutzt wird. Menschen vertrauen dem Priester – manchmal nach Jahrzehnten des Nicht-Aussprechens – die eigenen Verwundungen an. Und sie wollen nicht ein „Schwamm drüber“ oder ein Bagatellisieren der eigenen Schulderfahrungen.
Das ist Auferstehung: Durch die Erfahrung von Leid und Schuld zum Leben finden.
nach Johannes 20, 19-31
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Welche Gefühle steigen in mir angesichts der blutigen Anschläge auf Gläubige auf?
Bin ich bereit zur Versöhnung oder steckt auch in mir der Keim des Hasses?
Jesus will, dass wir Werkzeug der Versöhnung sind.
Wann habe ich Kirche schon einmal als Ort der Heilung erfahren?
Das sich Eingestehen der eigenen Verwundungen hilft, wieder zum Leben zu finden.
Habe ich in der Karwoche die Gelegenheit zur Beichte genutzt?
Dr. Gregor Jansen
ist Dechant des Dekanats 8/9 und Moderator der Pfarre Breitenfeld
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at