Der von Jesus zugesagte Heilige Geist hält uns in der Balance. Er ermutigt uns, auf dem Fundament der gemeinsamen Erfahrung auch das bisher Unbekannte zu wagen.
Der von Jesus zugesagte Heilige Geist hält uns in der Balance. Er ermutigt uns, auf dem Fundament der gemeinsamen Erfahrung auch das bisher Unbekannte zu wagen.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum Pfingstsonntag (9.6.2019)
Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum Pfingstsonntag, Johannes 14,15-16.23b-26
In den Abschiedsreden bereitet Jesus seine Jünger auf die Zeit nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt vor. Im erzählerischen Kontext des Johannesevangeliums gibt er während des letzten Abendmahls den Jüngern sein Testament mit. Im Mittelpunkt steht die Ankündigung der Sendung des Heiligen Geistes als Hilfe und Beistand und der Primat der Liebe.
Im heutigen Evangelium kommt vier Mal das Verb „lieben“ vor – die Beziehung zu Jesus und zum Vater ist Liebe, nicht Unterordnung oder Furcht. Und das Leben nach den Geboten ist Folge des Geliebtseins und Liebens.
Der Beistand, der immer bei uns bleiben soll, hält die Jünger Jesu in dieser Liebesbeziehung, indem er „erinnert“ und „lehrt“. Das drückt die Dynamik einer lebendigen Beziehung aus: Die Erinnerung an den Anfang, die erste Liebe einerseits und die Offenheit für neue Entwicklung.
Wenn ich nur in der Erinnerung lebe und die Vergangenheit glorifiziere, laufe ich Gefahr, allem Neuen zu misstrauen. Das ist die Versuchung des Traditionalismus.
Wenn ich hingegen nur das Neue suche, ohne mich an das Frühere erinnern zu wollen, verliere ich die Bindung an den Ursprung. Das ist die Versuchung des Progressismus.
Der von Jesus zugesagte Heilige Geist hält uns in der Balance. Er ermutigt uns, auf dem Fundament der gemeinsamen Erfahrung auch das bisher Unbekannte zu wagen.
Wenn in unserer Kirche zum Beispiel die Frage nach den Zulassungsbedingungen zum Weiheamt gestellt wird, dann ist natürlich der Blick auf die Praxis Jesu und die Tradition der Kirche sinnvoll, er darf uns aber nicht davon abhalten danach zu fragen, wohin der Geist Gottes uns heute führen will.
Hierfür gibt es ein beeindruckendes biblisches Beispiel: Die junge Kirche stand vor der Frage, ob jemand, der zum Glauben gefunden hat, vor der Taufe zum Judentum übertreten muss. Hierüber kommt es zu heftigem Streit, so dass die Synode der Jerusalemer Urgemeinde (das „Apostelkonzil“), zur Klärung angerufen wird. Und diese entscheidet sich gegen die bestehende Tradition und für das Neue: Wer getauft werden will, muss sich nicht mehr beschneiden lassen.
Die Synode findet dazu die bemerkenswerte Formulierung: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28). Der Geist selbst gibt uns die Kompetenz, in Liebe zu Neuem zu finden. Wir müssen nur den Mut dazu haben.
nach Johannes 14,15-16.23b-26
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.
Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.
Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.
Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Fühle ich den Beistand,
der schon die Jünger Jesu in der Liebesbeziehung zu Gott gestärkt hat, auch am eigenen Leib?
In wieweit hält mich der von Jesus zugesagte Beistand in der Balance,
zwischen traditionellem Christsein und dem Versuch, nach Neuem
zu suchen?
Frage ich mich persönlich, wohin der Geist Gottes uns heute als Kirche führen will und habe ich den Mut, in Liebe auch neue Wege der Verkündigung zu akzeptieren?
Dr. Gregor Jansen
ist Dechant des Dekanats 8/9 und Moderator der Pfarre Breitenfeld
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at