Es geht um Respekt, um Menschlichkeit und um einen gesunden, realistischen Sinn für das, was jetzt möglich und sinnvoll ist, um einem Menschen einen Schritt weiter zu helfen und um weiteres Unheil zu verhindern.
Es geht um Respekt, um Menschlichkeit und um einen gesunden, realistischen Sinn für das, was jetzt möglich und sinnvoll ist, um einem Menschen einen Schritt weiter zu helfen und um weiteres Unheil zu verhindern.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 15. Sonntag im Jahreskreis (14. 7. 2019)
zum 15. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 10, 25 - 37
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
Das Jahr 2019 ist zwar schon mehr als ein halbes Jahr alt und wir sind schon mitten im Sommer, aber wenn ich dieses Evangelium höre, dann erinnere ich mich an die letzte Jahresschluss-Andacht im Stephansdom, als Kardinal Schönborn von dem Wort gesprochen hat, das für ihn persönlich das „Wort des Jahres“ war: nämlich das Wort „Mitgefühl“. Heute tauchen in mir die Worte unseres Kardinals und das Bild des festlichen Stephansdomes wieder ganz deutlich auf.
Im heutigen Evangelium wird zuerst das Gespräch zwischen Jesus und einem Gesetzeslehrer geschildert, in dem es um das „ganze“ Leben geht und um das Lieben.
Wie geht das, ein liebender Mensch zu sein und „ganz“ zu leben und zu lieben – mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit allen Kräften? Ich kenne kaum einen Menschen, der nicht gut und aufmerksam sein möchte, der nicht „als Ganzer“ dem Leben und seinen Möglichkeiten und Schwierigkeiten begegnen möchte.
Jesus wusste darum, dass das Lieben eine ersehnte und gleichzeitig eine schwierige Angelegenheit ist. Es geht nicht ums Erklären oder Argumentieren, sondern er bringt wieder einmal eine Geschichte, nämlich die, die als „Geschichte vom barmherzigen Samariter“ bekannt geworden ist. Sie ist zum Inbegriff der Barmherzigkeit, der Menschlichkeit, des Liebens, der großzügigen und unkomplizierten Hilfe geworden.
Ich mag diese Geschichte, weil sie so konkret ist. Hier ist Lieben keine romantische Angelegenheit, Barmherzigkeit ist nicht naives Gutmenschentum, und Menschlichkeit ist keine Einladung, sich ausnützen zu lassen. Die Geschichte ist eine Umschreibung von Lieben: „Er hatte Mitleid“, heißt es im Text.
„Er hatte Mitgefühl“, könnte man in Anlehnung an Kardinal Schönborn auch sagen. Mitleid und Mitgefühl sind zwei alte Tugenden.
Eine „Tugend“ ist vom ursprünglichen Wortsinn her etwas, das „taugt“. Solche Tugenden brauchen keine Gefühlsaufwallungen, sondern es geht um Respekt, um Menschlichkeit und um einen gesunden, realistischen Sinn für das, was jetzt möglich und sinnvoll ist, um einem Menschen einen Schritt weiter zu helfen und um weiteres Unheil zu verhindern.
Eine solche Zuwendung schafft „Sym-pathie“, also Mitgefühl und ganzes Leben, und zwar für den anderen und auch für mich.
nach Lukas 10, 25 - 37
In jener Zeit stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?
Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?
Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben!
Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
Darauf antwortete ihm Jesus:
Ein Mann ging von Jerusalem nach Jéricho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen.
Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber.
Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denáre hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde?
Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat.
Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!
Inspiriert vom Evangelium
Ich erinnere mich an Phasen in meinem Leben,
in denen ich „ganz“ war, ganz lebendig, ganz aufmerksam, ganz liebend.
Ich erinnere mich …, als ich etwas von dem „unter die Räuber Gefallenen“ an mir hatte. Und als da jemand kam und unkompliziert geholfen hat oder ein Stück Weg mitging.
Ich erinnere mich …, –
als ich jemandem unaufgeregt, aber doch wach und voll „Sym-pathie“ ein wenig helfen konnte, damit er oder sie wieder zum „ganzen“ Leben kommen konnte.
Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at