Es braucht die Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen geschäftigem Tun und hörender Stille.
Es braucht die Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen geschäftigem Tun und hörender Stille.
Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum 16. Sonntag im Jahreskreis (21.7.2019)
zum 16. Sonntag im Jahreskreis:
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium; Lukas 10, 38–42
Marta und Maria – das Schwesternpaar aus der Bibel ist sprichwörtlich geworden für den Gegensatz zwischen geschäftiger Umtriebigkeit und dem scheinbar untätigen Hören auf das Wort Jesu, zwischen Tätigkeit und Frömmigkeit, zwischen Aktion und Kontemplation. Was ist wichtiger? Die Antwort Jesu scheint eindeutig.
Jeden Tag gibt es Dinge, die dringlich sind und die unseren Tagesablauf bestimmen. Manchmal wird das so viel, dass ich vor lauter Dringlichkeiten kaum mehr dazu komme, durchzuatmen.
Zeit zum Ruhig-Werden wird zur seltenen Ausnahme. Auch die Zeit, die für das Gebet bleibt, wird immer weniger. Das geht übrigens auch uns Priestern so.
Da tut es gut, im heutigen Evangelium zu hören: Nicht das dauernde Beschäftigt-Sein ist das Gute, sondern das ruhige Zuhören „zu Füßen des Herrn“.
Ein geistlicher Begleiter hat mir einmal den zunächst seltsam erscheinenden Ratschlag mitgegeben: „Nimm dir jeden Tag eine Stunde Zeit für das Gebet. Außer an Tagen, an denen du wirklich viel zu tun hast: Dann nimm dir zwei Stunden für das Gebet“. Und tatsächlich: Die Zeit, die ich für das Lesen der Bibel oder für das Gebet verwende, fehlt mir nicht bei den vielen Aufgaben, die es sonst zu tun gibt.
Auf den heiligen Benedikt von Nursia wird die Kurzformel seiner Ordensregel zurückgeführt: „Ora et labora (et lege)“ – „Bete und arbeite (und lies/studiere)“.
Auch wenn der Satz so in seiner Ordensregel nicht vorkommt, bringt er doch etwas Wesentliches zum Ausdruck: Es braucht die Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen geschäftigem Tun und hörender Stille. Wobei Benedikt seine Mitbrüder ermahnt: „Nichts soll dem Gebet (dem Gottesdienst) vorgezogen werden“.
Wenn die Frage also lautet: „Marta oder Maria?“ – „Aktivität oder Gebet?“ – dann wäre die richtige Antwort: Beides – und jedes zu seiner Zeit.
Der Dienst der Marta, die für ihre Gäste sorgt, ist wichtig und gut. Aber er braucht die Balance der Kontemplation, des „zweckfreien“ Seins vor Gott.
Vielleicht fällt es uns in den Wochen des Sommers leichter, solche unverplanten Zeiten der Stille und Einkehr zu finden. Auch als Übung für den folgenden Alltag mit all seinen Notwendigkeiten.
nach Lukas 10, 38–42
In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!
Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig.
Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.
Was steht in meinem Terminkalender?
Nur das Dringende und (scheinbar) Unaufschiebbare?
Gibt es regelmäßige Zeiten der Ruhe,
der Erholung, des Gebets?
Ein Vorschlag für die Wochen des Sommers:
Gönne dir „zweckfreie“ Zeiten! Wähle „das Gute“!
Dr. Gregor Jansen
ist Dechant des Dekanats 8/9 und Moderator der Pfarre Breitenfeld
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at