Ich muss natürlich sehr gut wählen, wen ich da vor mir gehen lasse, und ob das hält bis oben und wieder runter…
Ich muss natürlich sehr gut wählen, wen ich da vor mir gehen lasse, und ob das hält bis oben und wieder runter…
Andrea Geiger schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium zum 23. Sonntag im Jahreskreis (8.9.2019)
zum 16. Sonntag im Jahreskreis:
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium; Lukas 11,1-13
Ob Segeln, Motorboot, großes Schiff oder kleines Boot, malerischer See oder die Weite des Meeres. So eine Schiffpartie ist vor allem im Sommer echt super!
Wenn man allerdings leicht seekrank wird, ist das Vergnügen auch an den heißesten Sommertagen enden wollend. Von beherzten Seefahrern bekommt man dann den Rat, immer nach vorne zu schauen und einen Punkt direkt an der Horizontlinie zu fixieren.
Ich hab das ausprobiert. Es funktioniert. Mir wurde nicht schlecht. Ganz etwas Ähnliches habe ich diesen Sommer ausprobiert. Allerdings auf einem Berg.
Da ich nicht wirklich schwindelfrei bin – vor allem, wenn es auf einer Seite sehr steil abwärts geht – habe ich Gratwanderungen und Bergtouren im steilen Gelände vermieden. Es gibt ja so viele andere Möglichkeiten, wandern zu gehen, Landschaften zu genießen, da muss man nicht…
Dennoch hat es mich gereizt. Vermeidung ist nicht immer eine gute Strategie. Also habe ich mir jemanden gesucht, der vor mir geht. Sicher vor mir geht. Auf steilem Gelände. Sehr steil! Sehr attraktive Landschaft. Wunderbares Panorama. Unbeschreiblich schön.
Doch jeder noch so kleine Seitenblick in dieses unendliche Schön hat Reaktionen in mir ausgelöst, die definitiv nicht angenehm waren. Dann hab ich meine Augen ausschließlich auf die Fußstapfen des vor mir Gehenden fixiert.
Und – es hat funktioniert. Ich bin oben angekommen. Und oben konnte ich meinen Blick schweifen lassen. Sicheres Terrain. Wunderschöner Ausblick. Runtergehen war dann nochmal eine Herausforderung…
Ich habe festgestellt, dass es vor allem um drei Dinge geht:
1. Überwindung statt Vermeidung
2. Fixierung meines Blickes nach vorne
3. Vertrauen in den, der vor mir geht
Dafür muss ich natürlich sehr gut wählen, wen ich da vor mir gehen lasse, und ob das hält bis oben und wieder runter… Zwischendurch aussteigen geht nicht (die einzige Alternative ist die Bergrettung).
So in etwa ist das auch mit dem Leben. Klar, ich kann versuchen alles Mögliche zu vermeiden, was schwierig, unangenehm usw. ist. Ich kann mich aber auch stellen – den Herausforderungen, die das Leben, der Alltag so mit sich bringt.
Jesus ist kompromisslos, kein links und kein rechts (auch wenn es noch so reizvoll wäre). Und ein sicherer Vor-mir-Geher. Ich fixiere meinen Blick auf ihn. Lerne von ihm. Gehe ihm nach.
Auch meine Schritte werden sicherer. Angst wird weniger. Und wenn ich falle, reicht er mir die Hand.
Das ist Jüngerschaft. Die beste Seilschaft. Was für ein gigantischer Ausblick…
nach Lukas 14,25-33
In jener Zeit
begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.
Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Jüngerschaft ist Seilschaft mit Jesus:
An wem/was hänge ich?
Auf wen/was schaue ich,
wenn Angst in mir aufkommt?
Jesus, ich hänge an dir.
Schau du auf mich.
Amen.
Andrea Geiger
leitet die Stabstelle APG der Erzdiözese Wien.
"Das Wort zur Schrift"- meine Gedanken zum Evangelium
Kardinal Schönborns Gedanken zum Evangelium
Wir bieten hier den Pfarren die Evangeliums-Seiten des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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