Wie kann ich mit dem, was ich besitze, so umgehen, dass ich am Ende gut dastehe und der Weltsicht Gottes gerecht werde? Reichtum ist für Christen nie neutral.
Wie kann ich mit dem, was ich besitze, so umgehen, dass ich am Ende gut dastehe und der Weltsicht Gottes gerecht werde? Reichtum ist für Christen nie neutral.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium vom 25. Sonntag im Jahreskreis (22. 9. 2019)
zum 25. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 16, 1-13
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit! Diese Botschaft der Bibel darf man nicht weichspülen. Sie bleibt revolutionär. Nicht im umstürzlerischen Sinn, aber als Aufruf zum entschiedenen Einsatz für jene, die materiell und sozial am Rand stehen.
Das gilt privat, stellt aber auch für die Welt die Frage nach einem gerechten Wirtschafts- und Sozialsystem.
Der Prophet Amos geht mit den Israeliten seiner Zeit hart ins Gericht. Die Anklage lautet auf Hartherzigkeit, Profitmaximierung und Korruption auf Kosten der Armen.
Sein Ärger ist auch heute nachvollziehbar. Ausbeuterische Wirtschaftspraktiken lassen sich nicht leicht ausrotten – trotz Bemühungen um fairere und ökologisch gerechtere Produkte. Sie treffen jene am meisten, die wenig verdienen oder die in den ärmsten Ländern um ihr physisches Überleben kämpfen. Ihr Leben ist wirklich oft nicht mehr wert als ein Paar Sandalen.
Mich berührt, dass dem großen Gott die Kleinen am Herzen liegen, jene, die es besonders schwer haben, die Kredite aufnehmen müssen und die schlaflose Nächte verbringen, weil sie nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.
Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter muss man natürlich von seiner zentralen Aussage her verstehen. Jesus will keineswegs Unehrlichkeit verteidigen. Er stellt aber vor die zentrale Frage: Wie kann ich mein Geld so verwenden, dass mir das vor Gott nützt? Die meisten haben, wenn wir ehrlich sind, mehr als wir zum Leben brauchen.
Wie kann ich mit dem, was ich besitze, so umgehen, dass ich am Ende gut dastehe und der Weltsicht Gottes gerecht werde? Reichtum ist für Christen nie neutral. Das Wort Mammon zeigt auch, dass Geld zu einer Obsession werden kann, die destruktiv für alle ist. Das sehen wir tagtäglich. Anderseits beeindruckt Papst Franziskus, wenn er einen Lamborghini, den ihm jemand geschenkt hat, für Sozialprojekte versteigern lässt. Und was kann ich beitragen?
Wenn es ums Geld geht, weicht man da oft aus, z. B. ins Spirituelle: Geld ist OK, wenn man nicht daran hängt und das tue ich natürlich nicht. Oder man kultiviert Ideale: „Ein Mensch, der denkt mit hohem Sinn, er gäbe notfalls alles hin, doch damit eilt es ihm nicht sehr, fürs erste gibt er gar nichts her“ (Eugen Roth).
Also hier ist Ehrlichkeit gefragt: Was brauche ich wirklich? Was kann ich denen geben, die zu wenig haben. Für Pharisäer zu Zeiten Jesu war der Zehnte das Maß. Es gibt Pfarrgruppen, die heute diesen Zehnten wieder beleben.
Neben der privaten Hilfeleistung geht es, wie Papst Franziskus in der Enzykjlika Laudato si (2015, lesenswert!) schreibt, auch um eine Wirtschaftsform, die ökologische und soziale Kosten einbezieht. Auch da kann jeder einen Beitrag leisten, wenn er sein Kaufverhalten unter die Lupe nimmt. Er/sie kauft dann nicht, was unter ebenso schlimmen und ungerechten Bedingungen produziert wird, wie sie der Prophet Amos geißelt, in Äthiopien oder Bangladesch oder anderswo.
nach Lukas 16, 1-13
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein.
Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.
Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib „fünfzig“! Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib „achtzig“!
Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.
Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben?
Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Inspiriert vom Evangelium
Habe ich mir ehrlich die Frage gestellt, wie ich nach dem Evangelium
als Christ/in mit meinem Besitz umgehen soll?
Interessiere ich mich
für die Lebensbedingungen jener, die materiell ganz unten sind?
Informiere ich mich über ökologische und soziale fair erzeugte Produkte, die einen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten können?
zur Person:
Universitätsprofessorin Dr. Ingeborg Gabriel
leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Evangelium
Kardinals Gedanken zum Evangelium
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at