Jesus hat alles Leid, alle Not und Sprachlosigkeit der Menschen auf sich genommen, und er bietet jedem Menschen seine Gemeinschaft an, dem Reichen und dem Armen, dem Beliebten und dem Abgelehnten. Er ist die Brücke über den Abgrund.
Jesus hat alles Leid, alle Not und Sprachlosigkeit der Menschen auf sich genommen, und er bietet jedem Menschen seine Gemeinschaft an, dem Reichen und dem Armen, dem Beliebten und dem Abgelehnten. Er ist die Brücke über den Abgrund.
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum 26. Sonntag im Jahreskreis (29.9.2019)
zum 26. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 16, 19-31
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
Auf den ersten Blick tut mir der arme reiche Prasser leid. Was er getan hat, tun viele Menschen, vielleicht auch wir selbst: er wollte herrlich und in Freuden leben.
In der Bibel heißt es nicht, dass er Unrecht getan hat, er hat einfach nur für sein eigenes gutes Leben gesorgt. Offensichtlich waren die Grenzen seines Hauses die Grenzen seines Interesses.
Und was dahinter war, hat ihn nicht interessiert.
Das Evangelium berichtet uns, dass nach dem Tod des Reichen der tiefe Abgrund spürbar wird, durch den er schon zu Lebzeiten von seiner Umwelt getrennt war. So erfährt er erst nach seinem Tod, was schon sein ganzes Leben bestimmt hat, der Egoismus, das Interesse nur an sich selbst und seinem eigenen Wohlstand und Glück.
Sich so von der Not der Welt abzuschirmen, wird immer schwieriger. Zu sehr rufen die Lazarusse unserer Zeit mit lauter Stimme und stören mit ihrem Anspruch unseren ungetrübten Wohlstand. Täglich berichten die Medien vom Elend der Menschen in Afrika, in Lateinamerika, in den Gebieten der Welt, die vom Klimawandel besonders betroffen sind.
Diese Menschen tun alles, um den Abgrund zu überwinden, der sie von unserem Reichtum trennt: ob über die Balkanroute oder übers Mittelmeer, ob an der Südgrenze der USA oder in den vielen Elendsquartieren in Asien: Die Welt ist voll mit Lazarussen, und wir ziehen Mauern hoch, machen Häfen dicht und verschließen unsere Ohren, um weiter unser Leben genießen zu können.
Als ich noch Pfarrer in der Stadt war, kamen fast täglich Leute, die nach Essen oder Arbeit oder Geld fragten, und es war nicht immer leicht, herauszufinden, wer wirklich Hilfe benötigte, und zu erkennen, wer meine Großzügigkeit ausnützen wollte.
Wahrscheinlich war ich oft zu vertrauensselig … Hier aber muss ich meine Gedanken nochmals ordnen. Es geht nicht nur um Reichtum und Armut.
Den tiefen Abgrund gibt es auch immer wieder zwischen Menschen in Familien, Gruppen, Gemeinschaften, auch in der Kirche. Immateriell sind Armut und Reichtum spürbar.
Wir alle haben uns schon als die erlebt, die „vor der Tür“ liegen und ausgeschlossen sind. Beruflicher Misserfolg, Krankheit, Streit und manchmal einfach Missverständnisse führen dazu, dass Menschen einander ablehnen, voreinander Türen schließen und Abgründe verursachen.
Da wünsche ich mir, dass uns jemand schon zu Lebzeiten die Augen öffnet, und uns hilft den Abgrund zu überbrücken.
Ich habe ja aus dem letzten Absatz des Evangeliums Hoffnung: Da bittet der Reiche für seine Brüder, dass sie gewarnt werden, und denkt nicht mehr nur an sich. Und Jesus ist ja der, der von den Toten auferstanden ist, und der damit großen Abgrund überbrückt: den Abgrund zwischen Gott und Mensch, den Abgrund der Sünde, vor dem wir hilflos und hoffnungslos stehen.
Am Kreuz hat Jesus alles Leid, alle Not und Sprachlosigkeit der Menschen auf sich genommen, und er bietet jedem Menschen seine Gemeinschaft an, dem Reichen und dem Armen, dem Beliebten und dem Abgelehnten. Er ist die Brücke über den Abgrund.
nach Lukas 16,19-31
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern:
Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lázarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lázarus in seinem Schoß.
Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lázarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lázarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Inspiriert vom Evangelium
Von wem bin ich durch einen Abgrund getrennt?
Was kann tun, um die Trennung zu überwinden?
Wie gehe ich mit Bettlern um?
Wem helfe ich gerne?
Ist meine Empathie mit den Gedemütigten, Enttäuschten, Gemobbten spürbar,
oder habe ich nur billige Vertröstungen für sie?
P. Walter Ludwig OCist
Pfarrer und Prior der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Kardinals Gedanken zum Evangelium
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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