Glauben heißt also lieben und darauf vertrauen, dass eines Tages mit Gottes Hilfe alles gut werden wird.
Glauben heißt also lieben und darauf vertrauen, dass eines Tages mit Gottes Hilfe alles gut werden wird.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 27. Sonntag im Jahreskreis (6. 10. 2019)
zum 27. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 17,5-10
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
Ich finde es schwierig, über Glauben zu reden, dabei sollte ich doch eigentlich als Theologin und Ordensfrau eine professionelle „Glaubens-Rednerin“ sein.
Lange Zeit habe ich erlebt, dass Gespräche über den Glauben und über das Glauben eine „heiße Angelegenheit“ waren. Als Kirchenfrau musste ich da oft für alle Vermischungen mit Kirchenfrust herhalten.
In den letzten Jahren ist es deutlich stiller geworden. In der so genannten „säkularisierten Gesellschaft“ haben die meisten Menschen nichts gegen uns gläubige Christen und Christinnen, aber sie wollen auch nichts von uns. Keine Sorge, das ist jetzt keine kulturpessimistische Rede über die Schlechtigkeit und die Glaubens- und Wertelosigkeit der Welt.
Spannend finde ich, dass langsam Glaube doch wieder Thema wird. In meiner Familie und im Freundeskreis bin ich zwar für manche nach wie vor die Exotin, aber zumindest sind glaubende Menschen wieder interessante Gesprächspartner. Glaube wird langsam wieder zum Thema.
Im heutigen Evangelium ist vom Glauben die Rede. Das ist ja interessant, dass ausgerechnet die Apostel Jesus nach dem Glauben fragen bzw. ihn darum bitten: „Stärke unseren Glauben!“.
Ich sehe die Menschen um Jesus wie in konzentrischen Kreisen: Da ist „die Volksmenge“, die Jesus freundlich oder interessiert, oder auch ablehnend und feindlich gesonnen ist. Da ist die ganze Bandbreite möglich. Auf jeden Fall ist die hier erwähnte „Volksmenge“ die Gruppe derer, die zumindest von Jesus Notiz nehmen, ob sie sich nun ärgern oder freuen.
Dann ist in den Evangelien von den Jüngern und Jüngerinnen die Rede, die kürzer oder länger mit Jesus unterwegs sind, die schon so etwas wie eine gemeinsame Geschichte mit Jesus haben und die schon etwas von ihm, von seinem Anliegen und vom Glauben begriffen haben.
Und schließlich gibt es die, die Jesus am nähesten stehen: die Apostel, die mit Jesus mitgegangen sind und ihr Leben mit ihm über kürzere oder längere Zeit geteilt haben. „Apostel“ sind (vom Wortsinn her) „Gesandte“, also Menschen, die sich für eine größere Sache zur Verfügung stellen, in diesem Fall für nicht mehr und nicht weniger als das Reich Gottes.
Die Apostel hat Jesus schon zu Lebzeiten in besonderer Weise beauftragt, sich in seinem Namen und mit seinem Anliegen auf den Weg zu machen. Und sie werden später „in alle Welt“, in alle Länder und in alle Lebensbereiche der Menschen gehen und den Glauben an Jesus verkünden.
Die Apostel fragen nicht – so wie viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft: „Was ist eigentlich Glaube?“ oder „Woran sollen wir überhaupt glauben?“ oder „Wozu brauche ich überhaupt Glauben?“ oder „An wen und was glaubt man eigentlich?“, sondern sie bitten Jesus, ihren Glauben zu stärken.
Das heutige deutsche Wort „glauben“ hat seine Wurzel im althochdeutschen Begriff „galuban“. Da steckt bei genauerem Hinschauen einerseits unser neuhochdeutsches Wort „lieben“ drin.
Beim Glauben geht es also um Lieben, um eine ganz persönliche und innige Beziehung, die nicht immer romantisch, aber doch treu und entschieden ist.
Andererseits steckt in „galuban“ auch „geloben“ drin. Bei „geloben“ denke ich an Menschen, die bei einer Hochzeit, Priesterweihe oder Ordensprofess etwas feierlich geloben – nicht weil sie schon einen Garantieschein oder eine Lebensversicherung für gelingendes Leben in der Tasche hätten, sondern weil sie an eine Verheißung glauben. Weil sie glauben, dass Gott ein Leben lang mit ihnen unterwegs ist und einmal alles zum Guten führen wird.
Glauben heißt also lieben und darauf vertrauen, dass eines Tages mit Gottes Hilfe alles gut werden wird.
Ja, Gott, stärke unseren Glauben!
nach Lukas 17,5-10
In jener Zeit
baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben!
Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.
Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken.
Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Inspiriert vom Evangelium
Wer und was nährt meinen Glauben?
Wodurch, und wie?
Was möchte ich Jesus fragen oder von ihm erbitten?
Ganz konkret, in einem Satz!
Wer interessiert sich für meinen Glauben?
– Mit wem kann ich, will ich darüber reden?
Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at