Dieses Gleichnis (Lukas 18, 9-14) lässt erkennen, dass beim Beten sich auch so manche Gefahren verbergen können. Nämlich dann, wenn das Gebet von einer gewissen Routine und von der Selbstdarstellung bestimmt wird.
Dieses Gleichnis (Lukas 18, 9-14) lässt erkennen, dass beim Beten sich auch so manche Gefahren verbergen können. Nämlich dann, wenn das Gebet von einer gewissen Routine und von der Selbstdarstellung bestimmt wird.
Br. Günter Mayer SDB schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum 30. Sonntag im Jahreskreis (27. Oktober 2019)
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum 30. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 18, 9-14
In den Evangelien liest man des Öfteren von Pharisäern und Zöllnern, beide standen in der damaligen Zeit für bestimmte Charakterzüge und Schwächen der Menschen. Mit den Zöllnern verband man die Willkür bei Steuereinnahmen, Korruption und Kollaboration mit den römischen Besatzern. Und obwohl die Pharisäer bekannt waren für Frömmigkeit und Gesetzestreue, waren sie nicht frei von Heuchelei und Hochmut.
In seiner Erzählung lässt Jesus die beiden, die sich in der Gesellschaft so unterschiedlich verhielten, im Tempel zu Gott beten. Beim Lesen des Textes empfinden wir Sympathie für den Zöllner, und zwar nicht dafür, was er vorher getan hat, sondern wie er Gott um Verzeihung bittet. Der Pharisäer hingegen ruft bei uns Antipathie hervor, nicht wegen seiner Religiosität und Spendenfreudigkeit, sondern wie er sich in Selbstgerechtigkeit hüllt und sich über den Anderen erhöht und Gott noch dafür dankt, dass er so ist, wie er ist.
Dieses Gleichnis lässt erkennen, dass beim Beten sich auch so manche Gefahren verbergen können. Nämlich dann, wenn das Gebet von einer gewissen Routine und von der Selbstdarstellung bestimmt wird, wenn es sich nur um mich oder meine Gruppe dreht, und wenn ich dadurch diejenigen ausgrenze, die nicht meiner Gesinnung entsprechen.
Genauso ist es, wenn das Gebet zu einer Methode wird. Wenn man sich bewusst immer nur klein macht, sich nur hinten anstellt, die Augen nur zum Boden senkt und dabei ins Kalkül zieht, die Letzten werden die Ersten sein, und ich werde dann ganz vorne stehen. Auch Selbsterniedrigung kann anstrengend sein, vor allem wenn man auf Trost und Anerkennung wartet.
Jesus setzt keine bestimmten religiösen Übungen, Äußerlichkeiten, Gesten und Opfer voraus, auch keine großen Gebetsstätten.
Jesus geht es um die persönliche Haltung im Gebet, um ein intimes Verhältnis zu Gott, der uns, als ein verzeihender und verschwiegener Gott, immer wieder die Hand zur Versöhnung reicht. In jedem von uns steckt ein kleiner Teil eines Pharisäers und Zöllners.
Eigentlich wollen wir beides nicht sein, und noch unangenehmer ist es, wenn ein anderer den Pharisäer in uns entdeckt und das vielleicht noch anspricht. Dann kommen uns manchmal die Gedanken: „Der hat doch selber Dreck am Stecken oder der soll vor seiner eigenen Tür kehren.“
Dieses gegenseitige Staub-Aufwirbeln ist für unser Miteinander und in unserer Beziehung zu Gott nur hinderlich. Vielleicht können wir gerade da vom betenden Zöllner lernen, wie man den eigenen Staub los wird?
nach Lukas 18, 9-14
In jener Zeit
erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis:
Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.
Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Finde ich persönlich Zeit für ein stilles Gebet,
wo ich mich einfach dem liebenden Gott anvertraue?
Wann habe ich das letzte Mal ein gutes Gespräch
mit einem lieben Menschen geführt und
vor allem ihm dabei zugehört?
Bin ich zufrieden mit dem, was ich bin oder mit dem, was ich habe,
oder vergleiche ich mich ständig mit anderen Personen um dann besser da zu stehen?
Br. Günter Mayer SDB
wirkte fast 18 Jahre lang als Missionar in Ghana, Westafrika, und leitet seit 2017 die
Don Bosco Mission Austria.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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