Die Gutheit und Schönheit der Welt zu erkennen, ist eine hohe Kunst. Doch wenn wir das Gute sehen und anerkennen, entsprechen wir dem, was Gott mit der Schöpfung am Ende will.
Die Gutheit und Schönheit der Welt zu erkennen, ist eine hohe Kunst. Doch wenn wir das Gute sehen und anerkennen, entsprechen wir dem, was Gott mit der Schöpfung am Ende will.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium vom 31. Sonntag im Jahreskreis (3. 11. 2019)
zum 31. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 19, 1-10
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
In der ersten Lesung aus dem Buch der Weisheit heißt es ebenso knapp wie präzise: „Herr, du Freund des Lebens!“ (Weish 11,26) Das fasst alles, was wir von Gott wissen, zusammen. Gott ist lebensfreundlich. Er liebt seine Schöpfung und die Menschen, die er geschaffen und erlöst hat, und will ihr Gutes.
Manchmal sehen wir den Wald voller Bäume nicht. Das gilt auch für die Heilige Schrift. Es ist daher hilfreich, einige Merksätze zu haben. „Gott ist ein Freund des Lebens!“ könnte ein solcher Satz sein.
Gott will das Leben seiner Geschöpfe und der Natur. Er hat sie gut und schön geschaffen. Trotz aller Deformationen durch die Sünden von Generationen, an denen auch wir Anteil haben. Die Gutheit und Schönheit der Welt zu erkennen, ist eine hohe Kunst. Sie verlangt wie jede Kunst Übung. Denn: Die Welt mit guten Augen zu sehen, ist oft nicht einfach. Das Schlechte und Negative drängt sich viel eher auf.
Doch wenn wir das Gute sehen und anerkennen, entsprechen wir dem, was Gott mit der Schöpfung am Ende will. Das gilt für unsere Mitmenschen, für die vielen alltäglichen Erfahrungen, aber auch für uns selbst.
Wer zuerst und vor allem das Negative sieht, wird davon angesteckt. Gibt es, wenn wir ehrlich sind, unter Christen nicht viel zu viele Kritikaster, die nur noch Fehler und Mängel am Anderen, an der Welt und auch an sich selbst sehen?
Doch an Gott als Freund des Lebens zu glauben, heißt zuerst und vor allem das Gute in seiner Schöpfung und in der Welt dankbar anzuerkennen. Das ist ein erster wichtiger Schritt, um das Böse durch das Gute zu überwinden. Auch Erlösung bedeutet ja nichts anderes, als dass das Gute in der Welt offenbar wird und wir es erfahren. Davon handelt die wundervolle Geschichte vom kleinen Zachäus, dem Zöllner.
Er sitzt am Baum, um einen Blick auf Jesus zu werfen. Und Jesus wirft einen Blick auf ihn da oben und kommt unerwartet zu ihm auf Besuch. Das ist für Zachäus pure Freude, pures Leben. Andere murren darüber, dass Jesus wieder einmal den Falschen auszeichnet. Negativität gab es immer. Zachäus aber kalkuliert rasch, wie er dem unverhofften Glück gerecht wird. Das ist er offensichtlich gewohnt. Die Hälfte seiner Boni kann er hergeben. Das bringt ihn nicht an den Bettelstab. Und das Unrecht, das er verübt hat, wird er gutmachen.
Dieses rasche Handeln gefällt mir. Er zieht Konsequenzen aus dem Besuch Jesu. Er wird das Rechte tun und besser weiterleben. Denn Unrecht, das sieht er klar, ist keine Basis für ein gutes Leben. Und er handelt aus eigenem Antrieb.
Sein Weg – interessant! - anders als jener des reichen Jünglings. Denn: Gott ist ein Freund des Lebens heißt auch, dass er mit jedem und jeder – also auch mit mir – anders umgeht, um zu mehr Leben zu führen.
nach Lukas 19, 1-10
In jener Zeit
kam Jesus nach Jéricho und ging durch die Stadt. Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich.
Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.
Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben.
Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.
Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Inspiriert vom Evangelium
Das Gute im Anderen und in der Welt zu sehen,
ist eine Praxis, die eingeübt werden muss.
Danke ich Gott für das Gute am Ende des Tages?
z.B. indem ich mich an drei gute Dinge erinnere, die ich erlebt habe?
Macht mein Christsein einen Unterschied
in der Art, wie ich mit meinem Vermögen, meinen Gütern und Fähigkeiten umgehe?
zur Person:
Universitätsprofessorin Dr. Ingeborg Gabriel
leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Evangelium
Kardinals Gedanken zum Evangelium
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at