Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 33. Sonntag im Jahreskreis (17. November 2019)
zum 33. Sonntag im Jahreskreis; Lukas 21, 5-9
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
Es könnte nicht besser passen: In der Zeit, in der ich dieses Wort zum Sonntagsevangelium schreibe, bin ich in Jerusalem. Der Tempelberg mit seiner goldenen Kuppel ist von weither unübersehbar und daher in gewisser Weise allgegenwärtig.
Mehrere male war ich an der Klagemauer, in der jüdische Männer und Frauen (in getrennten Bereichen) beten. Das Plateau darüber, wo tatsächlich einmal der Tempel stand, darf zwar von allen Menschen betreten werden, aber die beiden prachtvollen Moscheen sind für Muslime bestimmt. Christen sind in diesem Szenario eher die respektvollen Zuschauer und die ehrfürchtigen Mitbeterinnen.
Die Evangelien, und besonders die heutige Stelle, sind von einem Lebensgefühl von Bedrohung geprägt. Im Jahre 70 wurde der Tempel in Jerusalem zerstört; die Evangelien wurden knapp davor oder knapp danach geschrieben. Der Tempel war das Symbol, der Ort, dass Gott gegenwärtig ist und mitten unter den Menschen wohnt.
Selbstverständlich waren und sind gläubige Juden und Christen Menschen, die in allem an Gottes Gegenwart und Wirken geglaubt haben und immer noch glauben. Aber die Zerstörung eines so besonderen religiösen Ortes und mit dem Raub aller Kult-Requisiten war doch ein Erdbeben, ein gewaltiger Angriff auf die eigene Identität, nicht vergleichbar mit allem, was man bisher an religiöser und nationaler Erniedrigung erlebt hatte.
Ein Evangelium in der Bedrohung? Eine frohe Botschaft im Horrorszenario? Wie soll man so unterschiedliche Logiken und Lebensgefühle heute noch auf die Reihe bringen?
Ohne eine Unheilsprophetin oder eine Schwarzmalerin sein zu wollen, möchte ich meinen, dass das Lebensgefühl vieler heutiger Menschen auch eines von Bedrohung ist.
Ich nehme viel Unsicherheit und Existenzangst wahr – in Anbetracht unserer unübersichtlichen globalen Situation, und so sind viele Fragen und Themen, die im heutigen Evangelium benannt werden, auch die der heutigen Menschen: Wie umgehen mit falschen Hoffnungen, mit Irritationen und Ablehnung? Wie kann man sich für die Zukunft rüsten? Was tun, wenn Schreckliches ins Leben einbricht? Auf wen ist Verlass?
Was ist dann tatsächlich die frohe Botschaft im heutigen Evangelium und in dieser so ganz und gar ungemütlichen Situationsbeschreibung?
Für mich sind es diesmal drei Hinweise, die ich im Evangelium finde:
1. Gott nimmt uns Menschen und unsere Wirklichkeit sehr ernst – und sei sie noch so schwierig. Er beschönigt nicht oder klammert nicht aus.
2. Gott wird zur rechten Zeit das Rechte geben, das richtige Wort, die gute Unterstützung, die tragende Klarheit.
3. Es „lohnt sich“, in allem an ihm und am Leben festzuhalten, treu zu sein. Dann wird sich etwas wandeln und neues Leben hervorbringen.
nach Lukas 21, 5-19
In jener Zeit
als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird.
Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll?
Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach!
Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken. Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.
Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.
Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.
Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.
Inspiriert vom Evangelium
Wie ist mein eigenes Lebensgefühl in dieser, meiner, unserer heutigen Welt?
Was tut mir gut und gibt mir Hoffnung?
Was ist mühsam oder gar bedrohlich?
Ich gehe meinem Glaubensgefühl nach.
Wo „wohnt“ Gott in meinem Leben?
Im Schönen, im Schwierigen, in der Dankbarkeit, im Trost?
Wo konnte ich wachsen
und Gottes Spuren in meinem Leben erkennen?
Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at