Gregor Jansen schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum Christkönigsonntag (24.11.2019)
zum Christkönigsonntag:
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium; Lukas 23, 35b–43
Das Evangelium des Christkönigssonntags führt unter das Kreuz. Die Lebensgeschichte Jesu endet brutal und wird von Spott und Hohn begleitet. Die Umstehenden lachen den ans Kreuz Geschlagenen aus, über dem die Tafel hängt: „Das ist der König der Juden.“ So sieht also das Ende aus: kurzer Prozess. Keine Chance. Gnadenlos. Erschreckend und abschreckend – bis zum letzten Atemzug.
Allen, die ihre Hoffnung auf Jesus gesetzt haben, soll vor Augen geführt werden, wie die römische Staatsmacht mit Unruhestiftern, die ihre Herrschaft in Frage stellen, umgeht: Sie werden brutal aus dem Weg geräumt. Gewalt siegt.
Aber noch im Spott der Umstehenden kommt die Wahrheit zum Vorschein: „Andere hat er gerettet“ – für sich selbst nimmt er die Rettung nicht in Anspruch. Der Tod Jesu ist wie sein Leben die Hingabe für andere.
Aber würden wir uns nicht ein anderes Ende wünschen: Was wäre es für ein effektvoller Auftritt, wenn Jesus doch vom Kreuz herabstiege – seinen Gegnern zum Trotz und im Jubel seiner Anhänger. Als strahlender Sieger. Der eine neben ihm scheint noch daran zu glauben oder sich zumindest in seiner Verzweiflung an den letzten Strohhalm zu klammern: „Rette dich selbst – und auch uns“. Die Gewalt wäre besiegt: Das wäre doch ein Happy End.
Aber das Ende ist nicht happy. Das Kreuz verliert seine Brutalität nicht, der Tod nicht seinen Schrecken. Jesus rettet sich selbst nicht.
Der andere bittet anders: „Jesus, denk an mich“. Denn so bist du doch: Du denkst immer an andere, du hast für die gelebt und dich hingegeben, die in Not und am Rande der Gesellschaft lebten. Jetzt, im Schatten des Todes, denk an mich. Und er hört das Verheißungswort: Heute noch – nicht irgendwann am St. Nimmerleins-Tag, sondern heute noch – wirst du mit mir im Paradies sein. Fast meint man das Wort nochmals zu hören, das Jesus so oft einem Geheilten zugesagt hat: „Dein Glaube hat dich gerettet“. Heute schon.
Der Glaube an die Herrschaft Jesu rettet nicht aus Leid und Tod. Aber er öffnet eine neue Perspektive durch Leid und Kreuz hindurch in ein Leben, das keinen Tod mehr kennt. Der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus bringt es auf den Punkt: „Jesu Tod am Kreuz ist der Ernstfall der Liebe. Er ist die Konsequenz seines Lebens und seiner Botschaft.
In Einheit mit der Auferstehung, gewissermaßen ‚von hinten her‘ betrachtet, verdeutlicht sich Gottes Stärke und verwandelnde Kraft“.
nach Lukas 23, 35b–43
In jener Zeit
verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte.
Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.
Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns!
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
„Das Kreuz ist der Ernstfall der Liebe“:
Wie erlebe ich leidvolle Situationen – bei anderen und bei mir selbst?
„Denk an mich“:
Wie erleben mich andere, die Trost und Ermutigung durch mich erwarten?
„Heute noch“:
Schiebe ich schwierige Begegnungen und Herausforderungen vor mir her?
Dr. Gregor Jansen
ist Dechant des Dekanats 8/9 und Moderator der Pfarre Breitenfeld
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at