Dass es zum Wunder der Begegnung kommt lässt sich nicht Herbeizaubern. Aber wir können den Boden bereiten
Dass es zum Wunder der Begegnung kommt lässt sich nicht Herbeizaubern. Aber wir können den Boden bereiten
Markus Beranek schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" seine Gedanken zum Evangelium zum Fest Darstellung des Herrn ( 2. Februar 2020)
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum Fest Darstellung des Herrn; Lukas 2, 22–40
Darstellung des Herrn, das ist ein Fest der Begegnung, ein Fest wo uns zwei Menschen vor Augen geführt werden, deren tiefste Sehnsucht in Erfüllung geht. Ein Fest, dass auch uns inspirieren kann, dass Gott uns auf mitunter ganz überraschende Weise begegnet und dass es um die Kunst geht, dafür ein waches Herz zu haben.
Ich schreibe diese Zeilen während unserer diözesanen Studienreise auf die Philippinen. Heute Vormittag haben wir das für die Philippinen typische Fest des Santo Nino, des göttlichen Kindes gefeiert. Vom Beginn der Christianisierung an hat die portugiesisch-spanische Volksfrömmigkeit die Menschen geprägt und berührt. Beim Danklied werden Figuren des Jesuskindes im Takt mitgeschwenkt, die Menschen berühren die Figuren und Kreuze in der Kirche.
Und so lesen wir auch am Fest der Darstellung des Herrn von zwei Menschen, für die Gott in dem kleinen Kind berührbar wird. Beide, Simeon und Hanna, haben kein leichtes Leben hinter sich. Schicksalsschläge und Jahre, Jahrzehnte, wo sie darauf gewartet haben, dass Gott sein Versprechen einlöst.
An ihnen fasziniert mich, dass sie nicht verbittert geworden sind. Ähnlich wie die alten Menschen bei unserem Besuch bei den Zuckerrohrarbeitern, die trotz harter Arbeit, großer Armut und unsicherer Zukunftsperspektiven offen für das Leben geblieben sind, lassen auch die beiden sich vom Geist Gottes anrühren und in den Tempel führen. Dort begegnen sie einem kleinen Kind und seiner jungen Familie. Gar nichts Besonderes. Aber ihr waches Herz hilft ihnen, berührbar zu sein für die Wunder Gottes. So entdecken sie, wie in dem kleinen Kind Gott sein Versprechen einlöst.
Für mich sind das Momente des Staunens wie heute während der Kommunionspendung, als ich auf einmal ganz davon überwältig war, wie dieser Jesus sich großzügig an so unendlich viele Menschen verschenkt.
Simeon und Hanna sind zwei Menschen, die ein waches Gespür dafür haben, wie Gott uns mitten im Leben begegnet. Dass es zum Wunder der Begegnung kommt lässt sich nicht Herbeizaubern. Aber wir können den Boden bereiten.
Für mich sind das Momente der Stille, wo ich mein Leben mit dem Wort Gottes in Berührung bringe. Eine wichtige Hilfe dabei sind mir das gemeinsame Gottesdienstfeiern und der persönliche Austausch über die Bibel, wie er etwa auch im Bibelteilen geschieht. Das sind Momente wo ich konkret erfahre, wie andere Menschen mir zu Weggefährtinnen und Weggefährten im Glauben werden, mitunter, so wie in diesen Tagen, über alle kulturellen Grenzen hinweg.
nach Lukas 2, 22–40
Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hattenbrachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern allesgetan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark; Erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Das Evangelium könnte dazu einladen, nochmals zurückzuschauen, mit welchen Menschen ich in der vergangenen Woche die eine oder andere Erfahrung meines Glaubens teilen konnte.
Vielleicht lohnt es sich ja einmal in den nächsten Tage, mit Bekannten, Freundinnen und Freunden in einen Austausch über das Sonntagsevangelium zu treten. Einstieg könnte die Frage sein „und was geht dir vom Evangelium des letzten Sonntags nach?“.
Und schließlich könnte es sich lohnen, solche „Lichtblicke“, Momente der eigenen Gotteserfahrung, auch aufzuschreiben, gelegentlich nachzulesen um im Rückblick mit Simeon (nicht erst im hohen Alter) immer wieder sagen zu können „Meine Augen haben das Heil gesehen“.
Markus Beranek
ist Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at