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12.04.2020 · Glaube · Fastenzeit & Ostern

Ostern darf dauern (Joh 20,1-18)

Dieser Leere, dieser Abwesenheit Jesu wird also Raum gegeben im Evangelium. Diesen Raum dürfen auch wir uns nehmen für unsere Erfahrungen der Leere. Das hat auch zu Ostern Platz!

Markus Muth und Christoph Sperrer  schreiben in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium zum Ostersonntag (12.4.2020)

 

 

Das Wort zur Schrift - meine Gedanken zum Evangelium

 

mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium

 

zum Ostersonntag; Johannes 20,1-18

 

„Stell dir vor, es ist Ostern, und niemand geht hin.“ Bis vor Kurzem war das unvorstellbar, aber heuer ist Ostern für die meisten ganz anders als gewohnt – ohne feierliche Liturgie in den Pfarren und begleitet von großen Sorgen und Ängsten, Verlust und Tod angesichts der Covid 19-Pandemie. Und trotzdem: Es ist Ostern! In diese Wirklichkeit dürfen wir eintreten, auch wenn uns vielleicht (noch) nicht nach „Halleluja“ zumute ist. Die Kirche gibt uns auf jeden Fall bis Pfingsten Zeit, unseren Weg dorthin zu finden.

 

Es ist bemerkenswert, dass die erste Erfahrung, von der uns im Osterevangelium berichtet wird, die der Leere ist. Maria von Magdala kommt zum Grab, um dort Trost zu finden, und sie sieht, dass der Grabstein weggenommen ist. Der Leichnam ist weg, das Letzte von dem Menschen, mit dem sie eine so große Vertrautheit verbunden hat, ist nicht mehr. Auch Petrus und Johannes (traditionellerweise identifiziert mit dem Jünger, „den Jesus liebte“) finden das Grab leer.

 

Dieser Leere, dieser Abwesenheit Jesu wird also Raum gegeben im Evangelium. Diesen Raum dürfen auch wir uns nehmen für unsere Erfahrungen der Leere. Das hat auch zu Ostern Platz!


Auch wenn alle drei Persönlichkeiten dasselbe leere Grab vorfinden, so zeigen sich doch auch Unterschiede: Petrus und Johannes kommen nach Maria von Magdala zum Grab. Johannes war Jesus immer besonders nahe, und die Beziehung scheint eine besonders innige gewesen zu sein. Er ist auch vor Petrus am Grab, also schneller, vielleicht impulsiver, emotionaler als dieser.

 

Von Johannes wird in Vers 8 gesagt, dass „er sah und glaubte“. Er glaubte wohl in einem umfassend existenziellen Sinn. Oder es war ein intuitiver Akt des Vertrauens in Jesus Christus, seine Heilsbotschaft, die über den Tod hinausgeht.


Petrus hat eine bewegte Geschichte mit Jesus. Er ist der Anführer, jemand, der zupackt und eher pragmatisch als intellektuell ist. Petrus, obwohl der langsamere, geht vor Johannes in das Grab. Und danach? „Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.“ Petrus geht zurück und fischt wieder, aber Jesus wird auch ihm nachgehen und ihn erkennen lassen, dass er lebt.


Maria von Magdala scheint Jesus am meisten von allen zu lieben. Das ist zumindest die Erklärung vieler Kirchenväter und auch des hl. Thomas von Aquin, warum sie die Erste ist, der Jesus erschienen ist. Jesus spricht Maria mit ihrem Namen an und drückt damit aus: Ich kenne dich. Maria weiß sich angesprochen und erkennt ihrerseits Jesus.


Das Evangelium zeigt uns also unterschiedliche Arten, wie der auferstandene Herr in das Leben der Einzelnen eintritt. Maria von Magdala und die Apostel verstehen nicht alles gleich. Aber Jesus geht auch als Auferstandener den Menschen nach, auch uns, gerade in dieser schwierigen Zeit. 

 

 

Evangelium

nach Johannes 20,1-18


Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.

 

Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.


Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

 

Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.


Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.

 

Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

 

Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.


Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.

 

Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

 

Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

 

 

Impuls

Inspiriert vom Evangelium

 

Welche Gedanken und Gefühle  verbinde ich heuer mit Ostern?

Wie ist mir zumute?

 

Mit welcher der drei Personen kann ich mich
am ehesten oder am wenigsten identifizieren?

Warum?

 

Habe ich die Erfahrung gemacht, dass Gott „österlich“ wirkt?

 

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erstellt von: Der SONNTAG / Markus Muth und Christoph Sperrer
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Weitere Informationen

Markus Muth (links) ist Subregens der Priesterseminare Wien, St. Pölten und Eisenstadt und schreibt diesen Kommentar diesmal mit dem Wiener Seminaristen Christoph Sperrer, der normalerweise im Germanicum in Rom studiert.


"Das Wort zur Schrift"


 

Gedanken zum Evangelium


 

Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.


 

weitere Informationen zu

 

Der SONNTAG
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
1010 Wien
T +43 (1) 512 60 63
F +43 (1) 512 60 63-3970

E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at

 
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