Der Ruf Jesu ist ein Schwert, das scharf trennt. Es fordert klare Worte und klare Entscheidungen, kein Durchlavieren.
Der Ruf Jesu ist ein Schwert, das scharf trennt. Es fordert klare Worte und klare Entscheidungen, kein Durchlavieren.
Elisabeth Birnbaum schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium zum 13. Sonntag im Jahreskreis (28.6.2020)
13. Sonntag im Jahreskreis
mit Impuls - Inspiriert vom Evangelium; Matthäus 10, 37–42
Vor Jahren fiel mir am Kiosk ein humoristisches Hochzeitsbillett in die Hände: Ein Brautpaar steht vor dem Altar und der Priester sagt zum Bräutigam: „Nein, nein, nein! Es heißt ‚Ja‘! Und nicht: ‚Ja, wenn es denn sein muss!‘“ – Genau darum geht es im heutigen Evangelium. Um ein klares, deutliches „Ja“, das Jesus seinen Jüngern abverlangt …
Spannend am heutigen Evangelium finde ich, dass Jesus diese Rede nicht an das Volk richtet, sondern nur an seine Jünger. Er unterscheidet offenbar sehr genau, wem er was zumuten muss und kann.
Vor der langen Rede in Kapitel 10 wird geschildert, was Jesus mit den Menschen macht, die nicht seine Jünger sind. Sie werden von ihm über das Reich Gottes belehrt und sie werden geheilt. Alles, was sie tun müssen, ist, ihn bzw. seine Jünger aufzunehmen und sein Wort hören zu wollen. Dann sind sie „wert“ (vgl. Mt 10,11–14).
Den Jüngern aber verlangt er viel mehr ab. Und er traut ihnen viel mehr zu. Sie hat er mit Vollmacht ausgestattet, Kranke zu heilen und sogar Tote aufzuwecken. Sie sollen und dürfen alles das tun, was Jesus selbst tut.
Die Beziehung zwischen Jesus und ihnen ist so eng, dass jeder, der sie aufnimmt, eigentlich Jesus und damit Gott aufnimmt (V. 42). Diese Vollmachten und Rechte ziehen auch einige nicht ungefährliche Verpflichtungen nach sich. Die Jünger müssen zu den Leuten gehen und Ablehnung oder Feindschaft riskieren.
Jesus beschönigt nichts. Er stellt seinen Jüngern ganz klar vor Augen, was sie erwartet und was sie tun müssen, um seiner „wert“ zu sein. Viele Kriterien im Text sind mehr als herausfordernd. Nicht nur knapp nach dem Vatertag wirkt das Verbot, Vater oder Mutter mehr zu lieben als Christus, wie eine kalte Dusche. Und Hass, Leid und Tod freiwillig und bewusst in Kauf zu nehmen, ist erst recht nicht jedermanns Sache. Und doch verlangt Jesus gerade das.
Die Jünger sollen wissen, worauf sie sich einlassen, und dazu bewusst und aus ganzem Herzen „Ja!“ sagen.
Die Radikalität in Jesu Aussagen nimmt mir jedes Mal den Atem und zeigt mir wieder sehr deutlich, dass die Beziehung zu Gott kein Wellness-Programm ist, in dem wir uns entspannt zurücklehnen können.
Der Ruf Jesu ist ein Schwert, das scharf trennt. Es fordert klare Worte und klare Entscheidungen, kein Durchlavieren. Genauso wie eine Frau nicht nur „ein bisschen schwanger“ sein kann, genauso, wie ein Brautpaar vor dem Altar nicht „Vielleicht“ sagen kann, genauso gibt es für Jesu Jünger (und Jüngerinnen) nur ein Ja oder Nein, ein Hopp oder Drop. Und eben nicht nur ein: „Ja, wenn es denn sein muss.“
nach Matthäus 10, 37–42
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.
Wer das Leben findet, wird es verlieren;
wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.
Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.
Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Wozu in meinem Leben kann ich aus ganzem Herzen „Ja!“ sagen
und wo weiche ich klaren Entscheidungen lieber aus?
Wo fühle ich mich durch Jesus bevollmächtigt?
Welche Kriterien Jesu glaube ich nicht erfüllen zu können?
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Elisabeth Birnbaum
ist Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at