„Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“
„Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 2. April 2023.
Wann wird dieser Krieg endlich ein Ende haben? Manche meinen, er könne noch jahrelang dauern. Andere rufen laut nach Frieden. Aber um welchen Preis soll er zustande kommen? Indem die Ukraine nachgibt? Alle Beteiligten zur Einsicht kommen, dass Krieg nicht die Lösung ist? Doch wie viele Opfer wird es brauchen, bis diese Einsicht sich durchsetzt? Wie viele Tote! Wie viele Zerstörungen! Eines ist sicher: Wir sollten vielmehr um den Frieden beten. Es bleibt die Frage: Glauben wir ehrlich, dass das Gebet hilft? Wird Gott den Frieden schenken?
Am heutigen Palmsonntag bewegt mich diese Frage ganz besonders. Wir stehen am Anfang der Karwoche. Mit dem Karfreitag, dem Kreuzestod Jesu, scheint sie tragisch zu enden. Doch dann kommt Ostern, die Auferstehung Jesu. Der Tod behält nicht das letzte Wort. Bedeutet Ostern auch, dass am Ende der Frieden siegen wird? Hat Jesus die Antwort auf das Drama des Krieges? Ist er die Antwort? In der „großen Woche“, wie man sie auch nennt, sind wir eingeladen, den Weg mitzugehen, den Jesus in diesen Tagen gegangen ist. Es ist wie eine Art Lebensschule, um in den schwierigen, manchmal dramatischen Situationen unseres Lebens am Weg Jesu Orientierung und Halt zu finden.
Heute wird der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. Palmzweige, Palmkatzerln, Palmprozessionen gehören dazu. Aber was geschah damals eigentlich? Zum Osterfest kamen viele Tausende Pilger nach Jerusalem. So auch Jesus mit seinen Jüngern, mit den Frauen, die ihn begleiteten, und wohl noch mit vielen anderen Pilgern aus Galiläa. In der Nähe der Stadt tut Jesus etwas Außergewöhnliches: Er „inszeniert“ ganz bewusst seinen Einzug in die heilige Stadt. Er lässt sich eine Eselin mit ihrem Fohlen ausborgen, um auf ihr in Jerusalem einzureiten. Nicht hoch zu Ross, sondern auf dem Reittier der Armen will er in „seine Stadt“ einziehen. Er hat ganz klar die Worte des Propheten Sacharja im Sinn: „Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“ Die Menschen haben diese „Inszenierung“ gleich verstanden: Jesus kommt als König nach Jerusalem, nicht wie die römischen Armeen, die mit ihrer riesigen Militärmacht das Land fest im Griff haben. Er kommt als armer und waffenloser König, als der verheißene Messias des Friedens. Daher die Begeisterung der Menschen. Sie breiten ihre Kleider auf dem Weg aus, damit der Friedenskönig über sie reitet. Sie schneiden Zweige von den Bäumen und streuen sie auf seinen Weg. Sie begleiten ihn mit begeisterten Rufen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“
Was wurde aus diesem königlichen Einzug Jesu? Was wurde aus der Verheißung des Propheten Sacharja? „Ich vernichte die Streitwagen …, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet Frieden den Nationen.“ Es kam ganz anders. In wenigen Tagen wird Jesus vom mächtigen römischen Prokurator Pontius Pilatus zur Kreuzigung verurteilt. Spöttisch sagt die Aufschrift am Kreuz: „Jesus von Nazareth, König der Juden.“
Bis heute bleibt die große Frage stehen: Kann Jesus den Frieden bringen? Haben nicht nach wie vor die Mächte dieser Welt das Sagen: die Waffen und das Geld? Eines hat die Geschichte gelehrt: Jeder Krieg endet einmal! Frieden gibt es nur, wenn die Haltung Jesu siegt. Nur um diesen Preis kann er gelingen.
Matthäus 21,1-11
Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Bétfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger aus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig
und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Die Jünger gingen und taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen,
legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? Die Leute sagten:
Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.