Ohne das leere Grab „hätte sich die Botschaft von der Auferstehung Jesu in Jerusalem keinen Tag lang halten können, wenn nicht tatsächlich ein leeres Grab Jesu gezeigt worden wäre, das auch allgemein als das Grab Jesu anerkannt worden wäre.
Ohne das leere Grab „hätte sich die Botschaft von der Auferstehung Jesu in Jerusalem keinen Tag lang halten können, wenn nicht tatsächlich ein leeres Grab Jesu gezeigt worden wäre, das auch allgemein als das Grab Jesu anerkannt worden wäre.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 9. April 2023
„Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos.“ Ganz energisch schreibt Paulus diese Worte an die junge christliche Gemeinde in Korinth. Für ihn hängt alles am Glauben an die Auferstehung Jesu: „Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.“ Für Paulus steht hinter diesen Worten eine einschneidende Erfahrung, die sein Leben verändert hat: Auf dem Weg nach Damaskus ist ihm Jesus erschienen, hat ihn angesprochen. „Ich habe den Herrn gesehen!“ Kein Gespenst war da in sein Leben getreten, sondern Jesus selber, auferstanden, lebendig, wirklich. Und deshalb ist Paulus überzeugt, dass auch wir auferstehen werden. Der ganze Sinn des Lebens hängt für ihn an dieser Gewissheit: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sterben wir.“
Aber stimmt das? Muss ich wirklich an eine „Auferstehung des Fleisches“ glauben? Gehört es zum Glauben an ein Leben nach dem Tod, auch an eine leibliche Auferstehung zu glauben? Schon damals, am Anfang des christlichen Glaubens, plagte diese Frage die Christen in Korinth: „Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben?“ Eine Fülle von Fragen stellt sich bis heute dem Glauben an eine leibliche Auferstehung in den Weg. Zum Beispiel: Wenn ein Kind stirbt, wird es ewig ein Kind bleiben? Oder: Kann ein leibliches Leben überhaupt unvergänglich sein? Oder: Der Leib ist räumlich. Wie sollen Milliarden von Auferstandenen beisammen sein in einer ewigen Lebensform? Diese Fragen zeigen, dass alle unsere Vorstellungen von einem Leben als Auferstandene daran scheitern, dass wir uns die Ewigkeit nicht vorstellen können. Trotzdem steht und fällt der christliche Glauben mit dem Glauben an die Auferstehung. Und das hat einen ganz handfesten Grund: das leere Grab in Jerusalem! „Am ersten Tag der Woche“, am dritten Tag nach dem Kreuzestod Jesu, findet Maria von Magdala sein Grab geöffnet. Es ist leer. Sein Leichnam ist weg. Anfangs meint sie, jemand habe ihn aus dem Grab weggenommen. Zur Trauer über den Tod Jesu kommt ein zusätzlicher Schmerz: Jetzt hat man auch noch seinen Leichnam gestohlen!
Alles ändert sich, als Maria von Magdala ihm selber begegnet, lebend, lebendig, wirklich Er, und doch nicht einfach ins irdische Leben zurückgekehrt. Das leere Grab Jesu in Jerusalem ist zwar kein Beweis für seine Auferstehung. Aber ohne das leere Grab „hätte sich die Botschaft von der Auferstehung Jesu in Jerusalem keinen Tag lang halten können, wenn nicht tatsächlich ein leeres Grab Jesu gezeigt worden wäre, das auch allgemein als das Grab Jesu anerkannt worden wäre“, schreibt der große Wiener Judaist Kurt Schubert (1923-2007), der vor wenigen Tage seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Das leere Grab alleine genügt freilich nicht, um den Glauben an die Auferstehung zu tragen. Die Erscheinungen Jesu sind entscheidend. Er hat sich als der Lebende gezeigt, seinen Jüngern, den Männern und Frauen, die das bezeugen und bestätigten können. Ihr Zeugnis bleibt das tragende Fundament des Glaubens. Und ebenso die bis heute immer neu gemachte Erfahrung, dass Jesus Wort gehalten hat, als er versprach: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Mágdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du?
Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbúni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Mágdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.