Christi Himmelfahrt nach dem Seligen Fra Angelico
Christi Himmelfahrt nach dem Seligen Fra Angelico
Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn zum Fest Christi Himmelfahrt.
Christi Himmelfahrt! Was bedeutet das? Zuerst einmal ganz einfach ein beliebtes langes Wochenende. Ideal für einen Kurzurlaub. Die beiden Donnerstagsfeste, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam, gehören zum katholischen Erbe unseres Landes. Sie sind sogar im sogenannten „Konkordat“ verankert, im Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Vatikan aus dem Jahr 1933. Die Wirtschaft klagt seit Langem über diese beiden vorsommerlichen Feiertage, die es in den meisten europäischen Ländern längst nicht mehr gibt oder nie gegeben hat. Auch wenn die Mehrheit der Menschen in unserem Land keinen religiösen Gebrauch von diesen kirchlichen Festen macht, so würden sie doch wahrscheinlich nicht für die Abschaffung stimmen, falls sie dazu befragt würden.
Was feiert die Kirche heute? Eine Weltraumfahrt Jesu? Wohin ist er „aufgefahren“, und was meint hier „in den Himmel“? Sicher nicht in die unfassbaren Weiten des Universums! Zur Zeit Jesu hatte die Menschheit noch keine Ahnung von den unvorstellbaren Dimensionen des Weltalls, von denen wir uns selber keine Vorstellung machen können. Wie soll unser kleines Gehirn sich eine Idee von 100 Milliarden Sonnen unserer Galaxie, der „Milchstraße“, machen? Und wie erst recht davon, dass es nach Aussage der Astronomen 100 Milliarden Galaxien gibt?
Himmelfahrt Christi kann nur etwas ganz anderes meinen: Jesus ist zu Gott zurückgekehrt, von dem er gekommen ist. Himmel meint das, was „jenseits“ dieser Erde ist.
Wie wir uns die Ausmaße des Universums nicht vorstellen können, so haben wir erst recht keinen Begriff von dem, was das Jenseits, der Himmel, die andere, unsichtbare Wirklichkeit ist. Oder gibt es doch eine Ahnung davon? Selbst in unserer Alltagssprache hat der Himmel seinen Platz. Was meinen wir, wenn wir etwas als „himmlisch“ bezeichnen? Ein Musikerlebnis, eine starke Glückserfahrung, ein besonderer Eindruck in der Natur, eine tiefe Liebe oder auch – warum nicht?- ein köstlich schmeckendes Essen? All das ist wie ein Vorgeschmack von Etwas, das über das Irdische hinausgeht, aber auch schon hier in diesem Leben spürbar werden kann. Meist sind wir sehr im Irdischen verhaftet. Wie soll das anders sein?
Der Alltag mit seinen Sorgen und Freuden beansprucht fast alle unsere Kräfte. Umso wichtiger ist es, das Himmlische nicht völlig zu vergessen. Der Apostel Paulus sagt es nachdrücklich: „Strebt nach dem was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische“.
Christi Himmelfahrt erinnert daran, dass das Irdische nicht das letzte Ziel des Lebens ist. Der Sinn des Lebens kann nicht nur im Irdischen bestehen, das unweigerlich vergeht. Feiertage sind wie Fenster, die Ausblick auf die andere Wirklichkeit geben, die das Licht des Himmels ins Dunkel unserer Lebensräume leuchten lassen. Ich freue mich schon auf die Feier des Gottesdienstes im Stephansdom. Da sind Himmel und Erde einander besonders nahe.
Matthäus 28, 16-20
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.