Gedanken zum Evangelium am 22.10.2023, (Mt 22,15-21
Politik bestimmt unser Leben. Sie ist nicht das Wichtigste, aber sie hat große Auswirkungen auf unseren Alltag. Gute Politik ist ein Segen. Wenn sie verfehlt ist, spüren es (fast) alle. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass über Politik viel gestritten wird. Welche Politik ist die gute, die bessere? Darüber gibt es immer die unterschiedlichsten Sichtweisen. Politische Parteien bilden sich, weil keine gemeinsame Überzeugung über die richtige Politik besteht. In der Demokratie wird deshalb immer wieder gewählt, damit die Menschen Einfluss nehmen können auf die politische Orientierung des eigenen Landes. Der Wahltag ist der Moment, an dem über die politische Ausrichtung für die kommenden Jahre entschieden wird.
Hat Jesus sich einer politischen Partei oder Gruppe seiner Zeit angeschlossen? Wie war überhaupt seine Einstellung zur Politik? Und was hat sie heute für die zu sagen, die sich Christen nennen? Gibt es überhaupt eine christliche Politik? Wie steht es mit den christlichen Parteien? Diese Fragen haben unser Land zutiefst bewegt. Sie spielen heute nicht mehr die Rolle, die sie im 20. Jahrhundert hatten, als es zwischen den damaligen Großparteien sogar zum Bürgerkrieg kam (1934). Schauen wir zuerst auf die Zeit Jesu und dann auf die unsere.
Man will Jesus eine Falle stellen, eine höchst gefährliche, denn damals herrschten keine demokratischen Verhältnisse. Der römische Kaiser war der absolute Herrscher, Herodes sein unterwürfiger Lokalkönig, Pilatus sein mächtiger Statthalter. Für Freiheit war da wenig Spielraum. Dafür spielte Religion eine wichtige Rolle. Ganz praktisch ging es um die Frage, ob man der römischen Besatzung gehorchen müsse. Die Meinungen waren extrem unterschiedlich, und dementsprechend die politischen Parteien. Es gab die religiösen Radikalen, die jeden Kompromiss mit den heidnischen Römern ablehnten. Sie weigerten sich zum Beispiel, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Viele bezahlten ihre Haltung mit dem Leben. Sie betrachteten sich als Märtyrer. Die Pharisäer waren zu Kompromissen bereit. Die Herodianer arbeiteten offen mit den Römern zusammen und wurden deshalb von der Partei der „Eiferer“, der Zeloten, gehasst und auch umgebracht.
Wo stand Jesus? Eines ist sicher: Er hat sich keiner der Parteien angeschlossen. In seinen Kreis hat er trotzdem Personen aus allen Parteien aufgenommen. Das Reich, das er verkündete, ist, wie er selber vor Pilatus gesagt hat, „nicht von dieser Welt“. War Jesus also diese Welt egal? Ging es ihm nur um die andere Welt, das Jenseits, den Himmel? Sicher nicht! Denn dann hätte er nicht dreißig Jahre ein Leben in Familie und Beruf geführt. Dazu gehörte, dass er dem Kaiser, also dem Staat die Steuern gezahlt hat, wie auch die üblichen Abgaben für den Tempel. Die Begründung dafür gibt die Antwort, mit der er der Falle seiner Gegner begegnet. Sie ist sprichwörtlich geworden: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.“ Bis heute bleibt dieses Wort zugleich klar und geheimnisvoll. Wir können es nicht oft genug bedenken. Für mich bedeutet es: Vermischen wir nicht Politik und Religion! Das hat unserem Land nicht gut getan. Politik soll vor allem das irdische Wohl der Menschen im Blick haben. Dazu gehören auch die Steuern, die es dem Staat ermöglichen, die gemeinsamen Bedürfnisse der Menschen abzudecken. Aber trennen wir nicht völlig die Politik von der Religion. Denn Politik ohne Werte, ohne Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben, ohne letzte Verantwortung vor Gott, ist schnell in Gefahr, sich gegen das Wohl der Menschen zu richten.
Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Als sie das hörten, staunten sie, ließen ihn stehen und gingen weg.