Nicht alle haben Jesus als den Auferstandenen gesehen. Doch seit dem Ostermorgen machen Menschen die Erfahrung, dass er lebt und bei uns ist. Und deshalb glauben wir, dass auch wir auferstehen werden. Wie? Wie er!
Nicht alle haben Jesus als den Auferstandenen gesehen. Doch seit dem Ostermorgen machen Menschen die Erfahrung, dass er lebt und bei uns ist. Und deshalb glauben wir, dass auch wir auferstehen werden. Wie? Wie er!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 31. März 2024
Alles hat angefangen mit einem leeren Grab. An dem Tag, den wir jetzt Sonntag nennen, am Tag nach dem Sabbat, geht eine Frau zu einem Grab. Es ist der dritte Tag nach der hastigen Beisetzung eines durch Kreuzigung gestorbenen Mannes. Sie findet das Felsengrab offen und leer. Ihre Reaktion ist ganz vernünftig: Jemand muss den Leichnam weggenommen und anderswohin gelegt haben. Schnell informiert sie zwei der Freunde des Verstorbenen. Auch sie können nur feststellen, dass das Grab leer ist. Doch etwas verwundert die beiden: die Art, wie die leeren Leinenbinden im Grab lagen. Was war das Besondere daran? Wir wissen es nicht. Nur eines wird angedeutet, wenn es vom zweiten Zeugen heißt: „Er sah und glaubte.“
Was glaubte Johannes? Denn um ihn handelt es sich. Er glaubte von da an das, was seit zweitausend Jahren die Mitte des christlichen Glaubens ist: dass dieser Tote von den Toten auferstanden ist. „Ich glaube an die Auferstehung der Toten“, bekennen Christen weltweit, wenn sie am Sonntag das sogenannte „Credo“ beten oder singen: das Glaubensbekenntnis. Dieses Bekenntnis ist so wesentlich für den christlichen Glauben, dass der Apostel Paulus sagen kann: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.“ Schlimmer noch: Dann sind wir alle, die wir uns Christen nennen, einer Täuschung, ja einem Betrug aufgesessen. Hier geht es, wie man so sagt, „ums Eingemachte“. Es geht um den Sinn von Ostern. Ohne die Auferstehung Jesu, ohne den Glauben, dass wir alle auferstehen werden, ist einfach das Fundament nicht mehr da. Dann hat man halt den Leichnam eines gewissen Jesus aus seinem Grab weggenommen und irgendwohin entsorgt.
Paulus sagt ganz bestimmt: „Nun ist aber Christus von den Toten auferweckt worden als Erster der Entschlafenen.“ Er glaubt fest, dass wir alle ebenfalls auferweckt werden, wirklich, leiblich. Weil Jesus leiblich auferstanden ist, weil er vielen Zeugen sichtbar, leiblich erschienen ist, glaubt Paulus an die leibliche Auferstehung aller Menschen. Wer glaubt das heute noch? Ein Weiterleben nach dem Tod, ja daran glauben wohl die meisten Menschen. Manche, immer mehr, glauben sogar an wiederholte Erdenleben, an die Reinkarnation. Dass aber mein Leib auferweckt wird, dass wir als ganze Menschen auferstehen und ewig leben werden, das stößt auf großes Unverständnis. Deshalb wird auch wenig darüber gepredigt. Ich gestehe, dass es nicht leicht ist, unseren Glauben an die leibliche Auferstehung einsichtig und verständlich zu machen. Wie soll denn der auferstandene Leib aussehen? Jung oder alt? Mit den Spuren der Wunden? Heute träumen Wissenschaftler von Lebensverlängerung bis 120 und mehr Jahre. Ist das nicht eher ein Albtraum? Wollen wir das wirklich?
Alles hat mit einem leeren Grab begonnen. Aber es ist nicht dabei geblieben. Maria von Magdala hat nicht nur als erste das Grab leer gefunden. Sie hat auch den gefunden, dessen Leichnam sie gesucht hat. Sie hat ihn nicht gleich erkannt. Erst als er sie mit ihrem Namen anspricht, weiß sie, dass er es ist. Nicht alle haben Jesus als den Auferstandenen gesehen. Doch seit dem Ostermorgen machen Menschen die Erfahrung, dass er lebt und bei uns ist. Und deshalb glauben wir, dass auch wir auferstehen werden. Wie? Wie er!