Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 9. Februar 2025.
Ist auf das Wort Verlass? Kann man dem Wort der anderen vertrauen? Worte kosten nicht viel, doch kann es kostspielig werden, auf ein Wort hin sich auf riskante Unternehmungen einzulassen. Schon mancher hat im gutgläubigen Vertrauen auf das Wort eines anderen sein Vermögen verloren. Andererseits können wir gar nicht leben ohne Vertrauen auf das Wort des anderen. Ich erbitte eine Auskunft, ein Information, einen Rat – ich kann letztlich nicht anders als dem Wort vertrauen. Wäre ich jedem Wort gegenüber misstrauisch, das mir gesagt wird, mein Leben wäre unlebbar. Es bleibt die Frage: Was macht das Wort des anderen vertrauenswürdig?
Diese Frage stellte sich dem Petrus an dem denkwürdigen Tag, der sein ganzes Leben verändern sollte. Es gibt Tage, nach denen alles anders ist als davor. Jesus steigt in das Fischerboot des Petrus, der mit seinen Kollegen Jakobus und Johannes die ganze Nacht völlig vergeblich gefischt hat. Vom Boot aus lehrt Jesus die dichte Menschenmenge, die am Ufer steht. Vermutlich haben die Fischer aufgehört, ihre Netze zu reinigen, und dem überraschenden Gast in ihrem Boot zugehört. Wie lange hat Jesus zu den Menschen gesprochen? Kurz wird es nicht gewesen sein. Die Worte Jesu sind so anders, nicht wie die der Experten und Gelehrten, die Jesus kritisch betrachten. „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser Mensch!“, sagen die einfachen Leute. Lag es an einer besonderen Redekunst, dass die Leute Jesus stundenlang zuhören konnten? Was er sagte und wie er es sagte, wirkte echt und glaubwürdig, auch wenn es eine große Herausforderung bedeutet.
Was versteht der Mann aus Nazareth vom Fischen? Einer vom Land, weit weg vom See, will ihnen, den Berufsfischern, guten Rat geben. Gefischt wird in der Nacht, nicht am helllichten Tag. Sie haben die ganze Nacht nichts gefangen. Jetzt soll es plötzlich am Tag gelingen? Ein wunderbares Zeugnis des Vertrauens legt Petrus ab: „Auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ Die Folge ist bekannt: Gegen alle Erfahrung so ein Fischfang!
Petrus hat dem Wort Jesu vertraut, ganz praktisch und konkret. Sind die Worte Jesu auch für uns „alltagstauglich“? Passen sie wirklich in meine Lebenssituation, die so völlig anders ist als die seine damals? Ich denke etwa an ein anderes Wort, das Jesus zu Petrus gesagt hat. Petrus wollte wissen, wie oft er derselben Person verzeihen muss: sieben Mal? Jesus: „Nicht sieben Mal, sondern siebenundsiebzig Mal!“ Kann ich da auch sagen: „Auf dein Wort hin“ verzeihe ich immer wieder? Beim wunderbaren Fischfang war das Ergebnis überwältigend. Wird das Verzeihen ohne Ende jemals Erfolg haben? Noch schwieriger ist das Wort Jesu vom Kreuztragen: „Wenn einer mein Jünger sein will, dann nehme er täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Jeden Tag neu Ja zu sagen zu dem, was ich wie ein lastendes Kreuz zu tragen habe, das geht oft wirklich über die eigenen Kräfte.
Petrus hat mehrmals schmerzlich erlebt, anders als im heutigen Evangelium, dass er den Worten Jesu nicht gefolgt ist. Er hat, nicht nur diesmal, sich vor Gott als Sünder empfunden: „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Und doch ist Jesus nie von ihm weggegangen: „Fürchte dich nicht!“ Es ist gut, wenn wir wie Petrus unsere Unzulänglichkeit wahrnehmen. Reue über unser Versagen steht uns gut an. Wir sollen aber nicht dabei stehen bleiben. Petrus bekommt einen Auftrag und eine Verheißung: Menschenfischer wird er sein, trotz seiner Mängel, nicht für sich, sondern für Jesus und sein Wort, auf das Verlass ist.
Lukas 5,1-11
In jener Zeit, als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennésaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
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