Gedanken zum Evangelium vom 3. Fastensonntag, 23. März 2025 Lk 13, 1-9
Der dritte Fastensonntag bietet bittere Kost, passend zur Fastenzeit. Die Worte Jesu sind selten herb: “Ihr werdet alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“. Seine Warnung ist heute nicht weniger aktuell als vor 2000 Jahren. Schreckensnachrichten gab es zur Zeit Jesu genauso wie in unseren Tagen. Sie wurden nicht digital in Jetztzeit verbreitet. Sie machten trotzdem die Runde. Jesus wird eine grausame Neuigkeit berichtet, von der er offensichtlich selbst schon gehört hat. Eine Gruppe seiner galiläischen Landsleute brachte im Tempel in Jerusalem ein Opfer da. Diese Aktion wurde wahrscheinlich vom römischen Statthalter Pontius Pilatus als Protest gegen ihn interpretiert. Ohne Rücksicht auf die Heiligkeit des Ortes ließ er sie niedermetzeln, so dass ihr Blut sich mit dem der Opfertiere vermischte.
Wir sind überflutet von blutigen Nachrichten aller Art. Von Fortschritt in Sachen Menschlichkeit ist in unserer angeblich so aufgeklärten Zeit wenig zu spüren. Tote gibt es freilich nicht nur durch Kriege und Massaker. Täglich sterben Menschen durch Naturkatastrophen und Unfälle. Darauf weist Jesus hin, indem an die Existenz eines Turms in Jerusalem erinnert, dem achtzehn Menschen zum Opfer fielen.
Eine Frage bewegte damals die Menschen, die heute selten gestellt wird: sind solche Katastrophen eine Strafe Gottes? Sind die Opfer des Pilatus oder des Turmeinsturzes „Sünder, weil das mit ihnen geschehen ist?“ Meint ihr, diese sind gestorben, weil sie größere Sünder sind als alle anderen? Ganz so fremd ist diese Frage auch uns Heutigen nicht. Oft habe ich solche Gedanken aus Worten von Betroffenen herausgehört: „Was habe ich angestellt, dass Gott mir diese schwere Krankheit, dieses Unglück schickt?“ Auch beim Thema Klimawandel regt sich immer mehr die Frage nach der Schuld, wenn wir uns seiner Folgen bewusst werden.
Wie antwortet Jesus auf die uralte und immer neue Frage der Schuld? Seine Antwort klingt so schrecklich hart, ist aber ganz nüchtern und ehrlich: die Opfer, von denen berichtet wird, waren keineswegs größere Sünder als wir alle. Im Klartext: nicht, weil ich von Unglück und Krankheit so verschont wurde, bin ich schon besser, gerechter und weniger Sünder als die Betroffenen. Seine Schlussfolgerung klingt nach härter. „Ihr werdet alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“. Jesus erinnert nur an die die Tatsache, dass jedem von uns ein ähnliches Schicksal widerfahren kann, wie den genannten Opfern. Sollen wir deshalb in Angst und Panik vor allem möglichen Unglück leben?
Wie so oft antwortet Jesus auf diese Grundfrage der Lebenseinstellung mit einem Gleichnis. Drei Jahre lang wartet ein Weinbergbesitzer schon darauf, dass der Feigenbaum, den er gepflanzt hat, Früchte bringt. Wir selber sind dieser Baum. Unser Leben soll gute Früchte bringen. Darauf kommt es an. Das ist der Sinn des Lebens. Dem Weingärtner sagt der Besitzer das einzig Sinnvolle: „Hau ihn um! Was soll er weiter den Boden seine Kraft nehmen?“
Der Winzer im Gleichnis ist Jesus. Er will das scheinbar Sinnlose noch einmal versuchen, den Boden umgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte. Der Winzer hat uns nicht aufgegeben. Er hofft, dass wir uns doch noch besinnen und umkehren, unser Leben ändern, obwohl wir bisher wenig Anzeichen dafür geben. Was uns als eine harte Warnung gesagt wird, ist nur die Kehrseite der Hoffnung, dass es sich noch gut wird. Der Geduld des Winzers ist unsere wahre Chance.
Lk 13, 1–9
Zu jener Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schilóach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!
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