Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum 8. Dezember 2001
(Lk 1, 26-38)
Der 8. Dezember ist für Österreich ein besonders wichtiger Tag. Er hat in der Geschichte unseres Landes immer wieder eine Rolle gespielt, die gläubigen Menschen haben diesen 8. Dezember ganz besonders geliebt. Wir sind heute in Gefahr, gar nicht mehr zu wissen, worum es geht: Oft sagt man „Unbefleckte Empfängnis”, die Empfängnis Jesu, den Maria vom Heiligen Geist empfangen hat. Es geht um die Empfängnis Mariens durch ihre Eltern Joachim und Anna.
Das Evangelium von heute ist freilich das der Verkündigung an Maria, also das, was wir am 25. März feiern, die Empfängnis Jesu im Schoß Mariens durch das Wirken des Heiligen Geistes. Warum wir grade dieses Evangelium heute hören? Nicht weil das Thema des Festes heute die Empfängnis Jesu ist, sondern, weil es um die geht, die der Engel hier begrüßt mit den Worten: „Sei gegrüßt, du bist voll der Gnade!” Dieses Wort ist eigentlich der Kern des heutigen Festes. Und was heißt das? Maria ist vom ersten Moment ihrer Empfängnis an gewissermaßen in den Mantel der Gnade gehüllt. Sie ist bewahrt vor dem, was die Erbschaft jedes Menschen ist, der auf die Welt kommt, die Erbsünde.
Was ist die Erbsünde? Im Lateinischen ist es vielleicht deutlicher: „Macula originalis” heißt es dort, der Urmakel, aber nicht im Sinne eines Fleckes, einer Beschmutzung, mit der wir auf die Welt kommen. Jeder Mensch, der empfangen wird, dem fehlt etwas, eine Dimension bringt er nicht mit auf die Welt. Und weil ihm diese Dimension sozusagen von Geburt an fehlt, hat er eine Belastung, die sein ganzes Leben lang zu tragen ist. Was fehlt dem Menschen? Der Glaube sagt, dass unsere Stammeltern die Freundschaft Gottes verloren haben durch ihre Sünde, durch ihre Abwendung von Gott. Jeder Mensch kommt sozusagen auf die Welt im Zustand eines Mangels.
Und nun sagt die Kirche und feiert dieses Geheimnis: Maria ist gewissermaßen ohne diesen Mangel auf die Welt gekommen. Sie ist das einzige Geschöpf, der einzige Mensch, den Gott vorweg beschenkt hat mit alle dem, was wir mühsam im Laufe unseres Lebens erst erwerben können, dürfen: Die Freundschaft mit Gott. Sie ist ganz begnadet vom ersten Moment an.
Die Verheißung der Geburt Jesu
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.