Zweifellos gibt es sie: die vielen Versuchungen, denen jeder Mensch ausgesetzt ist.
Zweifellos gibt es sie: die vielen Versuchungen, denen jeder Mensch ausgesetzt ist.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum 17.2.2002; 1. Fastensonntag
(Mt4,1-11)
Zweifellos gibt es sie: die vielen Versuchungen, denen jeder Mensch ausgesetzt ist. In tausenderlei Gestalt kann sie an uns herantreten, die Versuchung, zu schnell zu fahren, zu viel zu essen oder zu trinken, ein spöttisches, abfälliges Wort zu sagen, das Bisschen eigene Macht anderen zu zeigen, es sie spüren zu lassen, es auszunützen zum eigenen Vorteil, sich auf Kosten anderer besser zu machen, und so fort, in allen Varianten. Wer kennt sie nicht, diese und andere Versuchungen, bis hin zur Auflehnung gegen Gott?
Das heutige Evangelium vom ersten Fastensonntag sagt aber noch mehr: Hinter den Versuchungen, denen auch Jesus ausgesetzt war, steht jemand. Die Bibel nennt ihn unverblümt den Teufel. Es gibt ihn, den Versucher, der den Menschen nicht mag, der ihn zu Fall zu bringen versucht, weil er nicht will, dass es uns Menschen gut geht und weil er uns das Glück nicht gönnt. Mit ihm haben wir es zu tun in allen Kämpfen unseres Lebens, er lässt nicht locker, gibt keine Ruhe. es sei denn, wir besiegen ihn. Dass das möglich ist, hat Jesus gezeigt. Schauen wir, wie er es gemacht hat.
Der Teufel packt uns an unseren schwachen Seiten. Aber er verpackt seine Angriffe immer gut, er ist ein Meister des Scheins. Er spiegelt uns etwas Gutes vor, denn nur so gelingt es ihm, uns anzulocken. Jesus wird nach den vierzig Tagen der Einsamkeit in der Wüste mit drei Grundbedürfnissen versucht, dem Bedürfnis nach Sättigung, nach Anerkennung und nach Macht. Keines dieser drei ist an sich schlecht. Eltern haben Macht über ihre Kinder, aber nicht zum Missbrauch, sondern um sie zu schützen, zu erziehen. Ebenso der Chef über seine Mitarbeiter. Auch Jesus hat Macht. Er ist ja der Sohn Gottes. Wie wird er sie gebrauchen? Um sich selber Befriedigung zu verschaffen? Um sich öffentlichen Erfolg zu verschaffen? So ein Sprung von der hohen Tempelzinne - das wäre doch ein Medienereignis, das ihn schnell berühmt machen könnte! Um sich dann zum Herrscher über alle Reiche der Welt aufzuschwingen! Wäre das nicht seine Rolle als Sohn Gottes und Messias? Wie wird Jesus seine Macht gebrauchen? Wie antwortet er auf die Versuchungen?
Dreimal entgegnet Jesus dem Teufel mit dem Wort Gottes. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein": Essen ist lebenswichtig. Noch lebenswichtiger ist es, mit Gott in Übereinstimmung zu sein. "Du sollst Gott nicht versuchen": Fordere ihn nicht heraus. Tu nicht Dinge, die du vor Gott nicht verantworten kannst! "Gott allein sollst du dienen": wirf dich nicht vor Menschen nieder, vergöttere niemanden, erst recht nicht den Teufel.
Jesus hat dem Versucher wiederstanden, und darauf ließ er von ihm ab. Es ist also möglich, den Teufel zu besiegen. Wie man es macht, zeigt Jesus: er lässt sich durch nichts von Gott abbringen. Er bleibt in allen Anfechtungen wirklich der treue Sohn Gottes. Uns wird es nicht immer gelingen, treu zu sein. Wir werden manchmal den Versuchungen erliegen. Aber Jesus steht treu zu uns, wenn wir um seine Hilfe bitten.. Er hat ja in der Wüste den Versucher für uns besiegt. Eigentlich hat der Teufel seither ausgespielt.
Jesus fastete vierzig Tage und wurde in Versuchung geführt
In jener Zeitwurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.
Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.
Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Prachtund sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.
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