Worauf baue ich also das Haus meines Lebens?
Worauf baue ich also das Haus meines Lebens?
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum 9. Sonntag im Jahreskreis, 2.6.2002
(Mt 7,21-27)
Das Leben ist wie ein Hausbau. Wer auf festem Grund baut, dessen Lebenshaus wird auch in Sturm und Unwetter halten. Wer auf Sand gebaut hat, dessen Haus mag zwar schön aussehen, luxuriös eingerichtet sein, aber es wird gerade dann nicht Schutz und Geborgenheit bieten, wenn sie besonders benötigt werden: in schwierigen Zeiten, wenn Krisen das Leben erschüttern, Stürme daran rütteln und Fluten über einen hereinbrechen.
Das kleine Gleichnis Jesu von den beiden Hausbauern, dem Klugen und dem Unvernünftigen, erinnert uns daran, dass es im Leben zuerst und grundlegend auf das Fundament ankommt. Der schönste Bau nützt im Ernstfall nichts, wenn das Fundament nicht trägt.
Ob dieses in Ordnung ist oder nicht, ob es ein fester Fels ist oder aber lockerer Sand, das sieht man nicht an der Fassade, denn das Fundament ist nicht sichtbar. Es bewährt sich im Ernstfall, und für den gilt es vorzusorgen.
Worauf baue ich also das Haus meines Lebens? Jesus sagt sehr schlicht und klar: Du kannst dein Leben auf deinen Willen bauen oder auf Gottes Willen. Wer auf seinen eigenen Willen setzt, hat auf Sand gebaut, denn unser Wille ist schwach, schwankend, er fällt leicht um und lässt sich schon von kleinen Stürmen umwerfen. Wer sich auf Gottes Willen stützt, der steht fest, der wird auch in schweren Krisen nicht das Vertrauen verlieren, nicht zusammenbrechen, weil er sich an Gott festhalten kann.
Aber woher weiß ich, was Gottes Willen ist? Jesus gibt auch hier eine einfache Antwort: Halte dich an mein Wort! Halte dich an das Evangelium, es sagt dir, was Gott will, es zeigt dir das solide Fundament für dein Lebenshaus. Auf diesem Grund kannst du zuversichtlich dein Leben bauen.
Aber bauen musst du selber. Gott zeigt dir einen guten Grund, er stellt ihn dir zur Verfügung: sein Willen, Jesu Wort ist dieser Grund. Darauf baust du, wenn du seinen Willen auch tatsächlich tust, wenn du die Worte Jesu nicht nur hörst, sondern auch danach handelst. Nicht die Worte, sondern die Taten zählen. Nicht wer: “Herr! Herr!” zu Jesus sagt, ist schon ein Jünger Jesu, sondern wer nach seinem Wort lebt, wer es in seinem Leben sichtbar macht.
Da helfen auch viele fromme Aktionen nicht, wenn wir damit nur uns selber beweihräuchern und mit unseren religiösen Leistungen prahlen: “Ich kenne euch nicht”, sagt Jesus barsch zu ihnen. Welche Menschen Jesus kennt und besonders liebt, hat er oft gezeigt: die einfachen, geraden, selbstlosen Menschen, egal, ob klein oder groß, ob reich oder arm. Ihm kommt es nicht auf die schöne Hausfassade an, sondern auf das Herz und die Hände, die tun, was not tut, die nicht zuerst auf sich, sondern auf das Wohl der anderen schauen. Wer so baut, in dessen Lebenshaus werden auch andere Schutz und Geborgenheit finden.
Auf Fels gebaut - auf Sand gebaut
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.
Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?
Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.
Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.