Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Fest der Taufe des Herrn
12. Januar 2003 (Lesejahr B)
Markus 1, 7-11
Markus wird uns mit seinem Evangelium das ganze Jahr über begleiten, nachdem es im vergangenen Jahr der Evangelist Matthäus war. Das Markusevangelium ist das kürzeste.
Eine alte Überlieferung sagt, Markus habe es in Rom niedergeschrieben, auf der Grundlage der Erinnerungen und der Predigten des Apostels Petrus, der im Jahr 67 im Zirkus des Kaisers Nero mit vielen Christen gekreuzigt wurde, dort, wo heute der Petersdom im Vatikan steht.
Die Mutter des Markus, Maria mit Namen, hatte in Jerusalem ein Haus, in dem sich die ersten Christen gerne trafen (vergleiche Apostelgeschichte 12, 12). Auf seiner ersten Missionsreise nahm Paulus den jungen Markus als Begleiter mit, der freilich bald wieder “zu Muttern” heimkehrte. Weshalb es später seinetwegen zu heftigem Streit kam - das gab es schon in der Urkirche! - und Paulus sich einen anderen Gefährten nahm, Silas mit Namen, während Markus mit Barnabas in Zypern missionierte, bis er schließlich Mitarbeiter des Petrus in Rom wurde.
Der Stil des Markusevangelium ist knapp, karg, mehr auf das Tun Jesu bedacht, als auf seine Predigt. Markus scheut sich nicht, die Gefühle Jesu zum Ausdruck zu bringen, seinen gelegentlichen “heiligen Zorn”, seine Trauer, sein Drängen bis hin zur Ungeduld. Zugleich leuchtet bei Markus immer wieder deutlich Jesu Gottheit durch. Der uns so menschlich erscheint, ist untrennbar auch “der Sohn Gottes”, wie schon der erste Vers des Evangeliums sagt.
Über die Kindheit Jesu berichtet Markus nichts. Er beginnt bei der Taufe Jesu im Jordan. Mit ihr tritt Jesus aus seiner Verborgenheit ins Licht der Öffentlichkeit. Doch was bewog ihn zu diesem überraschenden Schritt? Denn Johannes der Täufer rief die Menschen zur Umkehr und Buße auf. Deren äußeres Zeichen war das Untertauchen im Wasser des Jordan, Geste und Symbol der Reinigung. Denn Johannes wollte die Menschen auf den kommenden Messias vorbereiten. Sie wollten ihr Leben ändern und wach werden für die große Zeit der Erneuerung. Den kommenden Retter nennt er “stärker als ich” und sieht sich nur als seinen Diener.
Umso größer muss die Überraschung für Johannes gewesen sein, als Jesus sich ganz unerwartet mitten unter den Menschen befindet, die sich anstellen, um von Johannes die Bußtaufe zu empfangen. Der Große, den Johannes angekündigt hat, kommt klein und bescheiden wie ein Sünder unter anderen! Was soll das bedeuten? Johannes bekommt die Antwort “vom Himmel”. Gott gibt zu verstehen, dass das Verhalten Jesu Ihm gefällt, dass Jesus sich darin als “geliebter Sohn” Gottes zeigt.
Was hat Jesu erster öffentlicher Auftritt uns zu sagen? Zweierlei: Dem Kommen Gottes in mein Leben den Weg bereiten! Dazu muß manches Hindernis auf meinem Weg erst ausgeräumt, manches Krumme gerade werden. Noch wichtiger aber ist, dass Gott selber zu mir herabsteigt, vor mir, vor meinem Versagen und meinen Fehlern keine Abscheu hegt. Er hat in der Taufe im Jordan meine Schuld auf seine Schultern genommen. Deshalb gilt: Wer Gott finden will, darf sich nicht über andere erheben und auf sie herabschauen.
Gott findet, wer wie Jesus hinabsteigt.
Das findet Gottes Gefallen, nicht der selbstzufriedene Stolz.
Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.