Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 5. Sonntag im Jahreskreis, 9.2.2003,
(Mk 1,29-39))
Wer einmal in Kapharnaum war, wird dieses Evangelium mit besonderer Aufmerksamkeit hören. Der alte Fischerort am Ufer des Sees Genesareth wurde durch Ausgrabungen wieder entdeckt und ist heute ein beliebtes Pilgerziel. Denn hier hatte Jesus sich nieder gelassen, als er von seinem Heimatdorf Nazareth weggezogen war, um seine neue Arbeit zu beginnen: die Botschaft vom nahen Reich Gottes unter die Menschen zu bringen. Hier waren auch Simon Petrus und sein Bruder Andreas daheim, die Jesus aufgefordert hat, sich mit ihm auf den Weg zu machen.
In den Ausgrabungen von Kapharnaum stechen die Reste der prächtigen Synagoge hervor. In ihr hat Jesus schon oft gepredigt. Hier hat er Kranke geheilt und auch Besessene durch den Exorzismus befreit. Hier hat er die unvergesslichen Worte über das "Brot vom Himmel" gesprochen, das er selber ist, und davon, dass er sein Fleisch zum Essen geben werde: die Eucharistie.
Es ist jedes Mal ein tiefer Eindruck, an dieser Stelle die Abschnitte aus dem Evangelium zu lesen, die sich hier abgespielt haben.
Verlässt man die Synagoge, so führt ein kurzer Weg zwischen Häuseresten zu dem Ort, an dem nach alter Überlieferung das haus des Petrus stand, heute mit einer modernen Kirche überbaut, die aber den Blick auf die Reste des Petrushauses offen lässt.
Warum ich das erzähle? Weil das Evangelium keine Märchen erzählt, sondern Geschichte, die sich wirklich, damals und dort, abgespielt hat. Die Ausgrabungen im Heiligen Land sind starke, glaubwürdige Zeugen dieser Ereignisse. Deshalb ist es seit eh und je für viele so ein Anliegen gewesen, ins Heilige Land zu pilgern, um den Boden zu berühren, auf dem Jesus gegangen ist. In Kapharnaum kann man das heutige Evangelium lebhaft vor Augen sehen.
Der Tag, von dem berichtet wird, war ein Sabbat. Deshalb ging alles zum Gottesdienst in die Synagoge. Nur die Schwiegermutter des Petrus konnte nicht. Durch diese Stelle wissen wir, dass Simon Petrus verheiratet war. Dass Jesus Kranke heilen kann, hatte sich schnell herum gesprochen. Kaum ist der Sabbat und die verpflichtende Sabbatruhe vorbei, nach dem Sonnenuntergang,
Sie verließen die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes gleich in das Haus des Simon und Andreas.
Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie,
und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie sorgte für sie.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.
Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.