Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Festtag Christi Himmelfahrt, 29. Mai 2003
(Mk 16,15-20)
So fing es an: Eine winzig kleine Schar von elf Männern und ein weltweiter Auftrag. Größer könnte der Kontrast nicht sein. Wie soll diese Elfermannschaft "in die ganze Welt" hinausgehen und allen Geschöpfen die frohe Botschaft Jesu bringen? Und doch kam es dazu, zwar nicht gleich, und noch nicht zu Lebzeiten der Apostel, aber im Lauf der Jahrhunderte, sodass heute etwa zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Erde Christen sind, in allen Völkern, Sprachen und Ländern.
Jesus hat also einen weltumspannenden Missionsauftrag gegeben. Wie hat er ihn verstanden? Sicher nicht als "Zwangsbeglückung". Seine Jünger sollen das Evangelium "verkünden", aber nicht dazu zwingen. Sie sollen es bekannt machen, aber nicht zu seiner Annahme nötigen. Wie das Angebot die Freiheit zu achten hat, so soll auch die Antwort frei sein.
Eines macht Jesus freilich klar: Sein Evangelium, das die Apostel "allen Geschöpfen" bringen sollen, fordert zur Entscheidung heraus, zu einem Ja oder Nein, zum Glauben oder Unglauben. Und da wird Jesus "ungemütlich" scharf: Wer das Angebot annimmt, "wird gerettet", wer es ablehnt "wird verdammt werden". Also doch keine freie Wahl? Was für eine Freiheit ist das, wenn mir gesagt wird: Du kannst frei wählen, aber wenn du mein Angebot ablehnst, wirst du elendiglich zugrunde gehen? Das heißt doch: wehe dir, wenn du nicht tust, was ich sage!
Nun, ganz so abwegig ist das nicht, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Ich bin natürlich frei, meinen Weg zu wählen. Aber ich weiß, dass manche Wege ins Unglück führen, und sie zu beschreiten heißt, von meiner Freiheit schlechten Gebrauch zu machen.
Wenn ich den Weg der Spielleidenschaft, des Alkohols, der Droge beschreite, bin ich frei, es zu tun - zumindest am Anfang. Dann wird es immer mehr ein Weg der Qual und der Verzweiflung. Jesus bietet einen Ausweg an, einen echten Neuanfang.
Jesus hat den Elf den Auftrag gegeben, überall in der Welt diesen Weg bekannt zu machen, der aus dem Tod ins Leben, aus dem Unglück ins Glück führt. Alle Menschen sind frei, sich auf diesen Weg einzulassen oder nicht. Aber weil Jesus Gott ist, und nicht nur ein begrenzter Mensch, weiß er mit göttlicher Sicherheit, welcher der glückbringende Weg ist. Ihm glauben heißt darauf vertrauen, dass er den Weg weiß. Ihm glauben heißt darauf vertrauen, dass sein Weg der gute Weg ist, den wir alleine nicht finden würden.
Aber Jesus erwartet kein blindes Vertrauen. Er verweist auf deutliche Zeichen, die bestätigen, dass der Weg seiner Frohbotschaft der für die Menschen richtige, passende Weg ist. Wer ihm vertraut und ihm Glauben schenkt, wird die schwierigsten Situationen bewältigen. So wird er das Gift des Hasses überleben, die Schlangenbisse der Eifersucht, des Neids und des Stolzes überstehen, in Krankheit nicht verzweifeln und die Nachstellungen des Teufels besiegen.
Die dem Evangelium glauben, werden aber vor allem die Mauern überwinden, die uns Menschen so oft trennen, denn sie werden die Sprache sprechen, die alle Menschen verstehen, die Sprache der Liebe. Und was ist dringender, als dass das Evangelium der Liebe, der Versöhnung und Barmherzigkeit wirklich alle Menschen erreicht? Die Elfermission muss weitergehen!
In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!
Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.
Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.