Am Anfang steht der Ruf Jesu an ihn und seinen Bruder
Am Anfang steht der Ruf Jesu an ihn und seinen Bruder
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest der Apostel Petrus und Paulus 29. Juni 2003,
(Mt 16,13-19)
Im Petersdom in Rom läuft ein riesiges Schriftband rund um den ganzen Innenraum, hoch oben unterhalb des Gewölbeansatzes. In lateinischer und griechischer Sprache sind da die Worte zu lesen, die Jesus im heutigen Evangelium zu Simon Petrus gesprochen hat. Sie klingen so feierlich, haben ein solches Gewicht, dass sich die Frage aufdrängt: Wer ist der Mann, vor dem Jesus derart Großes sagt?
Da heuer das Fest "Peter und Paul" auf einen Sonntag fällt, wird heute dieses Evangelium gelesen, das Rolle und Größe des Petrus wie kein anderes anspricht. Der Vater des Petrus, Jona oder Johannes, wird darin genannt. Der (wahrscheinlich ältere) Bruder hieß Andreas, sie stammten aus Betsaida am See Genesareth und waren Fischer. Petrus war verheiratet. Von seiner Schwiegermutter ist einmal die Rede. Jesus hat sie von einem starken Fieber geheilt. Eine christliche Überlieferung will von einer Tochter des Petrus wissen, Petronilla mit Namen.
Aber nicht die Lebensgeschichte des Petrus interessiert das Evangelium, sondern sein Glaubensweg. Am Anfang steht der Ruf Jesu an ihn und seinen Bruder: "Kommt, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen."
Die heutige Szene ist ein Wendepunkt. Wer ist der, mit dem sie nun schon seit Monaten unterwegs sind, für den sie Beruf und Familie verlassen haben? Sie haben viel erlebt, haben gesehen, wie er Kranke heilt, wie wundersame Dinge geschehen, etwa dass sich ein paar Brote durch sein Segenswort in ihren Händen beim Austeilen an Tausende vermehren und alle genug zu essen bekommen.
Wer bin ich? - So fragt er sie an diesem abgelegenen Ort im Norden Galiläas, bei den Jordanquellen, bei Cäsarea Philippi. Sie haben viel gehört, was die Leute so reden, was sie von ihm halten. Alle sind sich einig, dass er ein Gottesmann, ein Prophet ist. Aber ihr, die ihr mit mir unterwegs seid, wer bin ich für euch?
Das ist die Stunde des Petrus. Fest und bestimmt sagt er: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Die Antwort Jesu macht Petrus für alle Zeiten zum "Felsenmann". Was Simon Petrus feierlich verkündet hat, bleibt für immer der Felsen, auf dem die Kirche fest steht: Jesus ist mehr als ein Prophet, er ist der Sohn Gottes, der Messias, der Heiland. Und Jesus verheißt: Keine Macht der Welt, selbst nicht die des Todes, wird die auf diesem Glauben erbaute Kirche überwältigen. Jesus sagt aber auch klar, dass Er selber diese Seine Kirche bauen wird. Sie ist nicht Menschenwerk, sondern Gottes eigener Bau.
Petrus gehört nur zum "Bodenpersonal" des Himmelreichs. Aber er ist der erste, der oberste "Hausverwalter". Jesus hat ihm die Schlüssel seines Reiches anvertraut. Petrus ist nicht der Besitzer, nur der Hausbesorger der Kirche.
Seine Aufgabe ist es, möglichst vielen die Tür zum Reich Gottes zu öffnen. Hoffentlich auch uns. Denn öffnen kann er, hineingehen müssen wir selber.
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein