Das Kreuz ist ein schreckliches Todeswerkzeug. Aber Jesus hat es auf sich genommen, um uns zu heilen. Deshalb heilt der Blick auf das Kreuz.
Das Kreuz ist ein schreckliches Todeswerkzeug. Aber Jesus hat es auf sich genommen, um uns zu heilen. Deshalb heilt der Blick auf das Kreuz.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Fest "Kreuzerhöhung", 14. September 2003
(Joh 3,13-17)
Kreuzerhöhung heißt das heutige Fest, das in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Am 14. September des Jahres 335 wurde in Jerusalem, nach der feierlichen Weihe der Auferstehungsbasilika, heute meist "Grabeskirche" genannt, dem Volk das Kreuz Christi gezeigt, genauer: das was von ihm übrig geblieben war. Seither wird der 14. September als das Fest "Kreuzerhöhung" gefeiert.
Aber was gibt es denn zu feiern, wenn ein Kreuz oder Reste eines Kreuzes gefunden und dann gezeigt werden? Was soll denn Grund zur Freude und zum Fest sein, wenn ein Folter- und Hinrichtungsinstrument grauenhaftester Sorte hochgehalten wird?
Nikodemus, ein hoher Ratsherr, kommt nächtens heimlich zu Jesus (er fürchtet, gesehen und kritisiert zu werden). Er, der gelehrte und geschätzte Weise, stellt Jesus die Fragen, die sein Herz bewegen. Die Antworten Jesu sind rätselhaft und wunderschön zugleich.
Zuerst sagt Jesus dem überraschten Ratsmitglied, er müsse "von neuem geboren" werden. Zurück in den Mutterschoß? Nein, sagt Jesus, nicht um diese Geburt geht es, sondern um die "von oben". Aus Gott müsse der Mensch neu geboren werden. Aber was heißt das? Und wie geschieht es?
Das kann nur der uns sagen, der "von oben" kommt, der sozusagen in der Welt Gottes zu Hause ist und der zu uns "herabgestiegen" ist, um uns von dort Kunde zu bringen. Und was ist seine Nachricht, die er "von oben" mitgebracht hat? Es ist eine unglaubliche, unfassbar schöne Botschaft: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er für sie sein Kostbarstes eingesetzt hat, seinen Sohn. Dieser ist nicht gekommen, uns zu richten, sondern zu retten.
Über alles das muss Nikodemus sehr gestaunt haben: Ein Gott, der nicht richten und strafen will, sondern retten, aus Liebe zu uns und zu allen Menschen!
Gott so sehen zu können, das ist wirklich wie eine neue Geburt. Daran glauben zu können, dass Gott uns Menschen wirklich liebt, das ist etwas Wunderbares. Warum fällt es so schwer? Weil wir Angst haben vor Gott. Weil wir fürchten, er sei auch so, wie wir untereinander: voller Urteile und Kritik, Verachtung und Besserwisserei. Wir können uns kaum vorstellen, dass Gott ganz anders ist als wir; immer sind wir daran, uns Gott nach unserem Bild auszumalen. Wie kann unser Gottesbild neu werden, nicht von Angst erfüllt, sondern Seiner Liebe vertrauend?
Dazu gibt Jesus dem Nikodemus einen Hinweis. Er erinnert ihn an die Geschichte mit den Schlangen in der Wüste, die damals viele in Israel tödlich bissen. Mose hat daraufhin eine Kupferschlange auf eine Stange gehängt. Wer zu dieser aufblickte, wurde nicht vom Schlangenbiss getötet. Jesus sagt nun: So müsst auch ihr es machen; wenn euch die Giftschlangen des Hasses, des Misstrauens, der Feindseligkeit beißen und zu vergiften drohen, dann schaut auf zu mir am Kreuz, und dieser Blick wird euch heilen.
Das Kreuz ist ein schreckliches Todeswerkzeug. Aber Jesus hat es auf sich genommen, um uns zu heilen. Deshalb heilt der Blick auf das Kreuz.
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn.
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Datenschutzeinstellungen
Auf unserer Webseite werden Cookies verwendet für Social Media, Analyse, systemtechnische Notwendigkeiten und Sonstiges. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.