Tut eure Arbeit rechtschaffen, anständig.
Tut eure Arbeit rechtschaffen, anständig.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum 3. Adventsonntag 14. Dezember 2003,
(Lk 3,10-18)
Er war sicher kein "Beschwichtigungshofrat", kein Beschöniger und Verharmloser. Seine Predigt war alles eher, als mild und sanft. Was Johannes der Täufer da alles den Leuten an den Kopf warf, die in Scharen zu ihm an den Jordan kamen, das hatte sich "gewaschen". "Ihr Schlangenbrut" nannte er sie. Nichts einbilden sollen sie sich, weil sie Kinder Abrahams seien. "Gott kann aus diesen Steinen da Kinder Abrahams machen." Und um ihnen den Ernst der Stunde klarzumachen, warnt er sie: "Schon ist die Axt angelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen."
Johannes hat sich kein Blatt vor den Mund genommen. Seinen Mut hat er dadurch bewiesen, dass er auch vor der Kritik an den Großen und Mächtigen nicht zurückschreckte. Der Landesfürst von Galiläa, Herodes (der Sohn des Herodes des Großen) hatte seinem Bruder Philippus die Frau genommen. Johannes kritisierte diese Heirat öffentlich. Die Rache blieb nicht aus. Herodias, die besagte Frau, nützte die erste Gelegenheit um Johannes enthaupten zu lassen.
Trotz - oder vielleicht wegen - seiner mutigen, kritischen Worte, die er an Groß und Klein richtete, kamen die Menschen in Scharen zu ihm und ließen sich von ihm im Jordan untertauchen, zum Zeichen der Buße und Umkehr.
Und nun das Überraschende: "Was sollen wir tun?" fragen seine betroffenen Zuhörer. So scharf seine Bußpredigt war, so einfach sind seine Anweisungen, die er nun gibt. Was sollen wir tun, um unser Leben zu ändern? Keine großen, unmöglichen Schritte! Keine gewaltigen Bußübungen. Nein, er verlangt nicht, dass alle wie er in die Wüste gehen sollen, um dort ein strenges Asketenleben zu führen.
Fang ganz einfach an! Teile was du hast! Nicht alles sollst du hergeben, aber etwas. Hast du mehr Gewand als du wirklich brauchst, dann gib dem, der zu wenig Gewand hat. Und ebenso mit dem Essen: Teile deinen Überfluss, gib auch dem anderen zu essen. Fang mit dem Teilen an. So lernen schon die Kinder, den Egoismus zu bekämpfen.
Auch Zöllner kamen zur Bußtaufe, die gefürchteten und verhassten Steuereintreiber. Was sollen wir tun? "Verlangt nicht mehr als festgesetzt ist!" Tut eure Arbeit. Der Staat braucht Steuern. Aber hütet euch vor der Korruption, dieser Seuche in so vielen Ländern, die das soziale Netz zerstört.
Tut eure Arbeit rechtschaffen, anständig. Bei uns müsste man heute hinzufügen: Nützt den Sozialstaat nicht hemmungslos aus! Das zerstört die Gesellschaft.
Auch die Soldaten kamen: Was sollen wir tun? Tut nicht, was die Soldateska so oft und bis heute tut: misshandeln, erpressen, plündern, foltern. Handelt korrekt! Seid Beschützer der Menschen, nicht ihre Ausbeuter.
So einfach sind die Anweisungen des großen Bußpredigers. Was Gott von euch erwartet, ist schlicht dies: dass ihr euch als anständige Menschen aufführt. Alles andere führt zum Ruin. Johannes war Wegbereiter. Er wollte die Menschen auf Christus, den Messias vorbereiten. Advent ist die rechte Zeit dafür. Die einfachen Dinge tun, das ist nicht immer einfach, aber es ist sicher die beste Weihnachtsvorbereitung.
In jener Zeit fragten die Leute den Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Es kamen auch Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen, und fragten: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist.
Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk in seiner Predigt.