So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum 3. Sonntag im Jahreskreis, 25. Januar 2004,
(Lk 1,1-4; 4,14-21)
Regelmäßig, auf Weihnachten und Ostern zu, glauben manche Printmedien, mit sensationellen Geschichten über Jesus aufwarten zu müssen. Was es da nicht alles gibt! Dass Jesus gar nicht am Kreuz gestorben, sondern nur scheintot gewesen, nach Indien ausgewandert und schließlich dort als Guru gestorben sei. Oder es werden geheimnisvolle Schriften aus dem Wüstensand hervorgezogen (die den Wissenschaftlern längst bekannt sind) und als große Neuentdeckungen über Jesus angepriesen. Wer dieser Jesus wirklich gewesen sei, wollen sie enthüllen. Das Bild von Jesus, das die Evangelien zeichnen, wird dann gerne als fromme Übermalung dargestellt, die es abzunehmen gelte, um den echten, unverfälschten Jesus heraus zu finden.
Das Enttäuschende an diesen Enthüllungen ist, dass der Jesus, der da herauskommt, meist erstaunlich dem gerade aktuellen Modetrend entspricht. In meinen jüngeren Jahren war es der revolutionäre "Che-Guevara-Jesus", heute ist er meist ein sanfter Esoteriker. Solche "Mode-Jesus-Bilder" gab es schon im frühen Christentum.
Man findet sie in den so genannten "Apokryphen", jenen Schriften über Jesus, die von der Kirche als nicht echt, als spätere Verfälschungen abgelehnt wurden.
Nur vier Schriften hat die Kirche als "echte Evangelien" festgehalten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Es ist ja kein Zufall, dass diese vier älter sind als alle anderen, die samt und sonders erst aus dem 2. und 3. Jahrhundert stammen.
Heute lesen wir das kleine Vorwort, das der Evangelist Lukas seinem Buch vorangestellt hat. Es ist ein kostbares Zeugnis für die Zuverlässigkeit der Berichte der Evangelien.
Vergessen wir nicht: Von Anfang an waren die Anhänger Jesu daran interessiert, seine Worte und seine Taten genau in der Erinnerung festzuhalten und ebenso genau weiterzugeben. Es waren ja die Worte und Taten des geliebten und verehrten Meisters. Keine Fabeln und Legenden wollten die Leute in den ersten Christengemeinden hören, sondern sorgfältige Berichte. Sie wollten wissen, wie es war, was Er gesagt, gelehrt hat, wie es mit seinem schrecklichen Leiden in Jerusalem gewesen ist und was dann Wunderbares geschah, als Er nicht im Grab blieb, sondern auferstand.
Solche Berichte gab es vor allem mündlich. Damals hatten die Menschen noch ein hervorragendes Gedächtnis. Sie konnten wörtlich genau wiedergeben, was sie von Jesus gehört hatten. So waren ganz besonders die Augenzeugen des Lebens Jesu gefragt; die, die mit ihm von Anfang an unterwegs gewesen waren. Zwei der Evangelisten gehörten zu ihnen: Matthäus und Johannes. Markus kannte Jesus wohl noch als Jüngling, Lukas kam erst später dazu. Wir begegnen ihm als Begleiter des Apostels Paulus, der manche Etappen seiner Reisen selber miterlebt und sie höchst anschaulich in seiner "Apostelgeschichte " geschildert hat.
Lukas wollte ganz bewusst einen zuverlässigen, historisch genau "recherchierten", aus den Quellen schöpfenden Bericht über Jesus geben. Theophilus, dem er sein Werk widmet, soll wissen, dass sein Glaube an Jesus auf festem Grund beruht. Wir, die 2000 Jahre später sein Evangelium lesen, sollen ebenfalls darauf vertrauen können, dass uns hier keine Fabeln und Märchen vorgesetzt werden, sondern das, was damals wirklich geschah. Wie Theophilus im ersten Jahrhundert, so können die Menschen des 21. Jahrhunderts ihr Leben auf den Jesus und seine Lehre setzen, der uns in den Evangelien begegnet.
Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.
Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge.
Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.