Sie kennen jetzt ihr Ziel, und sie wissen, dass Jesus stets ihr unsichtbarer Weggefährte bleiben wird.
Sie kennen jetzt ihr Ziel, und sie wissen, dass Jesus stets ihr unsichtbarer Weggefährte bleiben wird.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Festtag Christi Himmelfahrt, 20. Mai 2004
(Lk 24,46-53)
Christi Himmelfahrt - einer jener freien Donnerstage, die der Wirtschaft Sorge machen, die manche gerne abgeschafft hätten, wie es schon in anderen Ländern geschehen ist. Warum soll dieser Tag gefeiert werden, was ist eigentlich dessen ursprünglicher Sinn? Ist das Bild von der "Himmelfahrt" Jesu nicht in Zeiten der Weltraumfahrt eine längst überholte Vorstellung? Können wir mit der Idee eines Himmels, in dem Jesus Christus "zur Rechten Gottes" sitzt, etwas anfangen? Der Sinn dieses Festes scheint zu verblassen. Doch wird sich ein freier Feiertag "Christi Himmelfahrt" auf die Dauer nur halten können, wenn seine religiöse Bedeutung lebendig bleibt. Wie kann diese neu und für heute verstanden werden?
Zuerst ein Wort zum Thema "Himmel". Lukas berichtet: "Während Jesus sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben." Der Himmel, von dem hier die Rede ist, meint nicht den Weltraum. Wo wäre in den unfassbaren Weiten des Universums ein Ort, den wir als Himmel bezeichnen könnten? Christi Himmelfahrt ist keine Kosmonautenreise. Anderswo hat Jesus gesagt, was sie bedeutet: "Ich gehe zum Vater." Himmelfahrt ist Heimkehr. Nicht in die irdische Heimat kehrt Jesus zurück. Seine Auferstehung war nicht eine Rückkehr ins irdische Leben. Er ging vielmehr dorthin zurück, woher Er gekommen war: in die Welt Gottes. Dort ist auch die wahre Heimat des Menschen. Sie ist das Ziel der oft beschwerlichen, mühsamen Pilgerschaft des Lebens in dieser Welt.
Wie sieht der Himmel Gottes aus? Wir wissen es nicht, wir können es nur ahnen und daran glauben, dass Gott uns dort, wie Jesus einmal sagt, "eine Wohnung bereitet hat". Der Lebensweg des Menschen ist nicht dann gelungen, wenn er Erfolg hatte, berühmt wurde, viel Geld gemacht hat, sondern nur dann, wenn er sein ewiges Ziel nicht verfehlt.
Dazu ist Jesus selber Wegweiser und Weg zugleich. Das zeigt seine "Himmelfahrt". Zuerst musste Jesus leiden. Seine Jünger taten sich damals schon und heute noch schwer damit. Warum das Leiden? Wozu das Kreuz? Weil es der Weg ist, der zur Umkehr führt. Durch das Leid werden wir geläutert. Ohne Besinnung, Umkehr, ohne Änderung des Lebens und des Herzen findet niemand den "Einschlupf" zum Himmel. Jesus hat deshalb sehr ernst von der engen Pforte, dem schmalen Weg gesprochen, der zum ewigen Leben führt. Er hat sogar das Bild vom Nadelöhr gebraucht. So einfach ist es offensichtlich nicht, auf den Irrwegen des Lebens heimzufinden.
Aber Jesus weiß, wie gefährdet wir sind. Er kennt wie keiner unsere Schwächen. Deshalb ist er gekommen, Mensch geworden, unser Bruder und Meister, um uns nicht nur den Weg zu zeigen, sondern ihn für uns vorauszugehen. Er hat selber das ganze Gewicht unseres Versagens auf sich genommen und es überwunden. Seine "Himmelfahrt" ist unser Heimweg. "Er hat sich nicht hinter den Wolken versteckt", sagt der hl. Augustinus, sondern "er hat in den Herzen seiner Freunde den Himmel eingerichtet". Wir sehen ihn nicht mehr, aber "er beginnt in uns zu atmen".
Vielleicht sind deshalb die Jünger nach seiner "Himmelfahrt" so voller Freude. Sie kennen jetzt ihr Ziel, und sie wissen, dass Jesus stets ihr unsichtbarer Weggefährte bleiben wird. Mit Ihm kommen wir sicher heim.
Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
Ihr seid Zeugen dafür. Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie.
Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder.
Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.